BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Schafe und Obstbäume – die perfekte Symbiose?

14. Oktober 2020 | Streuobstwiesen, Naturschutz, Umweltbildung, Stadtnatur

Schafe, die unter Obstbäumen weiden sind eine gute Ergänzung für Streuobstwiesen. Jedoch gibt es einige Dinge zu beachten, damit die Bäume nicht verbissen werden.

Der Staketenzaun kann den Apfelbaum nur kurzzeitig schützen. Foto: Hanse-Obst e.V.

Friedlich wiederkäuende Schafe im lichten Schatten blühender oder fruchttragender Obstbäume – dieses Bild vermittelt Idylle pur! Schafe können aber durch Verbiss erheblichen Schaden anrichten, da sie nicht nur die Blätter und Früchte lieben, sondern auch die Rinde insbesondere junger Apfelbäume nicht verschmähen. Zuletzt erlebte die AG Streuobstwiesen Schleswig-Holstein das auf beweideten Fläche in Scharbeutz und Flensburg, wo sie im Frühjahr zwei Obstbaum-Schnittkurse durchführte.

 

Kein Einzelfall

Auch bei Stockelsdorf war eine Obstwiese mit Baumspiralen aus Plastik vor Rehen und Hasen erfolgreich geschützt. Als jedoch Schafe auf diese Fläche kamen, zerfetzten sie den Plastikschutz und traten auch den eilends errichteten Maschendraht nieder, um an die leckere Rinde der Bäume zu gelangen. Einmal auf den Geschmack gekommen sind die Tiere nur durch stabile Schutzvorrichtungen zu bremsen. Als eine kleine Herde Milchschafe 2019 eine Lübecker Obstwiese abgraste, gab es ähnliche Schäden, und auch die vereinseigenen Landschafe des Hanse-Obst e.V. in Lübeck-Moisling entdeckten nach einer Weile die Obstbaumstämme für sich.

Immerhin: Verbiss durch Schafe schädigt die Bäume zwar, bringt sie aber meist nicht zum Absterben, anders als bei Schäden etwa durch Pferd, Rind oder Wild. Für Jungbäume empfiehlt sich allerdings ein „Anprallschutz“ mit mindestens zwei Pfählen, da sich die wolligen Wiesenpfleger auch gerne mal an den Baumstämmen scheuern und dabei einen nicht zu unterschätzenden Druck aufbringen. Optimal ist ein stabiler Dreibock mit einem Wildzaun, der in ausreichend Abstand zum Stamm angebracht wird. Er sollte außerdem ca. 30 cm über dem Boden enden, damit das Gras um den Baum bis zum Stamm abgeweidet werden kann. Der Fuß des Baumstamms ist dann zusätzlich mit einem engeren Drahtgeflecht zu schützen, das für den zukünftigen Stammzuwachs einseitig etwas aufgewickelt werden sollte. Als provisorischer Schutz eignet sich auch ein „Anstrich“ aus Lehm und Schafdung, welcher aber nach stärkerem Regen erneuert werden muss.

 

Ideale Kombination

Trotzdem sind Schafe ideal für die Beweidung von Obstarealen: Sie bringen eine natürliche Düngung für die Bäume, ihre Ausscheidungen ziehen unzählige Insekten an und in der Folge Fledermäuse und Vögel. Letztere sorgen für weniger Blattläuse und verringern den Madenbefall an Früchten. Die Tritte der Schafe auf der Wiese vertreiben Wühlmäuse und belasten den Bodens viel weniger als Rinder oder Pferde – für die auch ein Verbiss-Schutz viel aufwendiger wäre. Nicht zuletzt beleben die Schafe die Umweltbildung auf den Streuobstwiesen.

Wer Schafe jedoch als reine „Rasenmäher“ anschafft, wird enttäuscht werden, denn die wolligen Gesellen sind echte Feinschmecker. Sie verschmähen Brennnesseln, Goldrute und Schilf – es muss also auch mit Sense oder motorisiertem Mäher nachgeholfen werden.

Unter den genannten Voraussetzungen ergeben Obstbäume und Schafe dennoch eine empfehlenswerte Symbiose, von der Mensch und Natur profitieren können.

 

Kontakt

Die AG-Streuobstwiesen wünscht sich weiteren Austausch zur Schafbeweidung von Streuobstwiesen. Kontakt unter: ag-streuobstwiesen(at)bund-sh.de

Kontakt zu Streuobstwiesen-Aktivistinnen mit Schafherde und eigener Verarbeitung von Schafprodukten:
Antje Gräfingholt: www.hanse-obst.dewww.woodnwool.de
Sandra von Pluto: www.milchschaeferei-amalia.de

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