BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Aal auf der roten Liste: BUND drängt auf Aal-Verzicht – nicht nur an den Feiertagen

20. Dezember 2022 | Meere, Landespolitik, Nachhaltigkeit

Der BUND appelliert angesichts der nahenden Festtage an die Bürger*innen auf Aal zu verzichten. Außerdem fordert der Umweltverband von der neuen Bundesregierung, den Empfehlungen des internationalen Rats für Meeresforschung endlich zu folgen und die Fischerei auf Aal zu beenden.

Denn Fisch, insbesondere der Aal, ist bei vielen Menschen in Deutschland ein beliebtes Weihnachtsessen. Allerdings steht der Europäische Aal seit 2008 auf der internationalen Roten Liste als „vom Aussterben bedroht". Auf der deutschen Roten Liste ist er als „stark gefährdet" eingestuft. Seine Populationsgröße ist seit den 1970er Jahren um mehr als 90 Prozent zurückgegangen, in der Nordsee sogar um 98 Prozent.

„Trotz seiner dramatischen Gefährdungsstufe darf der Aal in Deutschland weiterhin sowohl zu kommerziellen Zwecken, als auch in der Freizeitfischerei gefangen werden", sagt die BUND-Fischereiexpertin Valeska Diemel. Häufig wird Aal auch als Produkt aus Aquakultur gekennzeichnet. „Aale lassen sich nicht in Gefangenschaft züchten", erklärt Diemel dazu. „Für den Besatz der Aquakulturen werden junge Glasaale in großen Mengen vor den europäischen Küsten abgefischt. Es ist also keine Aal-Zucht, sondern eine reine Mast." Die Glasaale werden auch in Flüssen und Seen ausgesetzt. Dieser Besatz soll der Bestandserholung dienen, doch die Effektivität ist wissenschaftlich bisher nicht nachgewiesen. „Tatsächlich wird so in erster Linie die Fischerei auf Aal künstlich am Leben erhalten", so Diemel.

Erst vor kurzem scheiterte ein Versuch der EU Kommission den Aal in den europäischen Meeren besser zu schützen. „Wie wir auch von Seiten des BUND vorgeschlagen hatten, setzte sich Fischereiminister Cem Özdemir dieses Jahr für eine halbjährige Schonzeit ein", erklärt Stefanie Sudhaus, Meeresschutzreferentin des BUND Schleswig-Holstein. „Leider konnte der Vorschlag nicht durchgesetzt werden, er wurde von den meisten Minister*innen im Fischereirat abgeschmettert. Lediglich das neue Verbot der Küstenfreizeitfischerei auf Aal ist in diesem Licht positiv zu sehen. Doch wir können alle selbst zum Aal-Schutz beitragen. Wir appellieren daher an Sie: Bitte verzichten Sie auf den Aal-Konsum, solange der Aal auf der Roten Liste steht!"

Um das Aussterben des Aals zu verhindern, muss in vielen Bereichen mehr getan werden: Die Durchgängigkeit in Flüssen muss wiederhergestellt, die Auswirkung der Wasserkraft reduziert und die Wasserqualität verbessert werden. Diese Maßnahmen sind jedoch komplex, zeitaufwändig und kostspielig, wohingegen ein Verbot der Fischerei schnell umgesetzt werden kann und einen großen Effekt hätte. Denn die Fischerei auf eine vom Aussterben bedrohte Art kann niemals nachhaltig sein. Hier muss auch die Bundesregierung weiter eine Vorreiterrolle einnehmen und sich für einen effektiven Aal-Schutz einsetzen.

Mehr Informationen:

www.bund.net/meere/aal

www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/gruene-politik-und-rote-liste-lob-und-kritik-an-den-nordsee-fangquoten-2023-vom-bund

www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/nordsee-fangquoten-2023-schleichender-fortschritt-fuer-viele-fischpopulationen-zu-spaet

Kontakt bei Rückfragen:

Valeska Diemel, BUND-Expertin für Fischerei, Mobil: 0157-30086953, E-Mail: valeska.diemel(at)bund.net

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