BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Flensburger Bahnhofswald – Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht vor Artenschutz stehen

21. Februar 2022 | Flächenverbrauch, Landespolitik, Stadtnatur, Wälder

Flensburg. Ein Jahr nach den gewaltsamen Ereignissen, die zum Verlust eines Großteils des Bahnhofswaldes in Flensburg führten, organisierte die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel (BI) eine eindrucksvolle Gedenkveranstaltung. Mit vielen selbst gestalteten, beschrifteten Blättern mahnten sie, dass Schluss sein müsse mit dem rücksichtslosen Wachstum der Städte für Wenige auf Kosten der Naturräume für Alle.

Bahnhofswald Flensburg erhalten Wald erhalten!  (B. Rotermund / BUND Flensburg)

Hervorgehoben wurde dabei auch die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem BUND Landesverband Schleswig-Holstein und der BI, die sich beide der Rettung des Bahnhofswaldes verschrieben haben. Der persönliche Einsatz der in der BI organisierten Menschen wird dabei von der Sachkompetenz des klageberechtigten Umweltverbands BUND unterstützt. „Bei all den massiven Verstößen gegen Natur- und Artenschutzgesetze, die in diesem Bauleitverfahren begangen wurden, sah sich der BUND geradezu gezwungen, Klagen einzureichen,“ erklärte BUND-Vorstand Carl-Heinz Christiansen in seiner Rede in Flensburg. „Ohne den BUND sähen wir ganz schön alt aus“, stellte der Sprecher der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Günter Strempel hingegen fest: „Wirtschaftliche Interessen und Expansion von Städten darf nicht in der Vernichtung von Naturräumen gipfeln und damit das Artensterben vorantreiben.“ Die Klage gegen die bereits erteilte Genehmigung zur Entwidmung des Waldes wird ein Präzedenzfall für den Kampf gegen maßlose ökonomische Interessen: Gerade der Wert innerstädtischer Wälder muss in der Stadtplanung anerkannt und gegen Bebauung geschützt werden – nicht nur in Flensburg. Der Ausgang des Prozesses vor dem Verwaltungsgericht Schleswig bleibt abzuwarten. Gegen die Baugenehmigung für das geplante Hotel, durch die eine Quelle zerstört werden müsste, wurde ebenfalls Klage erhoben.

Anlass der Aktion am vergangenen Wochenende war die vor einem Jahr eskalierte Auseinandersetzung um den Flensburger Bahnhofswald. Investoren, die in dem ökologisch wertvollen innerstädtischen Wäldchen ein Hotel und ein Parkhaus errichten wollen und dafür die Unterstützung der Stadt haben, ließen in einer Blitzaktion Bäume im Baugebiet fällen. Zur Absicherung ihres Vorgehens bedienten sie sich dabei eines privaten Sicherheitsdienstes und später mehrerer Hundertschaften der Polizei. Obwohl noch Naturschützer in den Bäumen waren, wurden zahlreiche Bäume gefällt – ohne Rücksicht auf die sich noch darauf befindenden Menschen und mögliche Verletzungen. Später wurde das ganze Baugebiet für das Hotel gerodet. So entstand eine Wüstenei, die bis heute verwahrlost und unbebaut daliegt. Der Lebensraum von sechs geschützten Fledermaus-Arten und zahlreichen Vögeln und Pflanzen wurde massiv beeinträchtigt und die geschützte Quelle zertrampelt. Die flächige Sickerquelle wird behördlicherseits bis heute nicht anerkannt: Sie würde den Bau unmöglich machen. Die Bürgerinitiative weist nachdrücklich darauf hin, dass der Teil des Waldes, der offiziell Waldstatus hat, bis heute unangetastet blieb und durchaus noch zu retten ist.

Kontakt für weitere Informationen

Günter Strempel
Bürgerinitiative Bahnhofsviertel
www.bahnhofsviertelflensburg.de
Mail: guenter.strempel(at)posteo.de

Ole Eggers
BUND-Landesgeschäftsführer
Tel. 0178 635 07 19
Mail: ole.eggers(at)bund-sh.de

Pressekontakt

Martina Gremler
Tel. 0179 2630518
Mail: martina.gremler(at)bund-sh.de

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