BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Mehr Insekten auf der Windschutzscheibe – Corona oder Zufall?

12. Juni 2020 | Naturschutz, Klimawandel, Stadtnatur

Kiel. Diverse Anfragen zum vermehrten Aufkommen von Insekten auf der Windschutzscheibe erreichen seit mehreren Tagen den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Schleswig-Holstein (BUND). Ein Zusammenhang mit dem Lockdown der Industrie und dem Rückgang der Autonutzung im Zuge der COVID19-Maßnahmen, kann nur vermutet werden. Eine dauerhafte Verbesserung für die Artenvielfalt ist dadurch leider nicht zu erwarten. Die Umstellung aller landwirtschaftlichen Prozesse auf eine zukunftsfähige ökologische Produktion ist daher dringender denn je.

 (skeeze / Pixabay)

„Die Hauptursachen für das massive Insektensterben sind immer noch der Einsatz von Agrarchemiekeulen in der Landwirtschaft, die Vernichtung und Zerschneidung wichtiger Lebensräume und – für diverse Insektenarten – die voranschreitende Klimakrise.“, bestätigt Ann Kristin Montano, Naturschutzreferentin beim BUND Schleswig-Holstein. „Weniger Autoverkehr ist für Natur und Mensch eine willkommene Erholung. Mit dem Massenauftreten von Insekten hat der reduzierte Verkehr aber wahrscheinlich wenig zu tun. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle.“ Für das Vorkommen von Insekten zu einem bestimmten Zeitpunkt sind zum Beispiel die Temperaturen im vorangegangenen Winter, die Feuchtigkeit im Frühjahr, die Witterung oder auch das jeweilige Jahr relevant. Insektenzählungen über mehrere Jahre spielen daher eine wichtige Rolle in wissenschaftlichen Erhebungen.

„Viele Menschen sind in den letzten Monaten mehr in der Natur gewesen, da das Ausgehen ins Restaurant oder Café nicht möglich war. Das hat auch zu mehr Sensibilität gegenüber den ökologischen Vorgängen geführt. Wer die Schönheit der Natur beobachtet hat und die Ruhe genießen konnte, der hat jetzt vielleicht den Anreiz bekommen, auch bei sich selbst die ein oder andere Sache umzustellen.“, so Montano weiter. „Wer beim Einkaufen von Lebensmitteln auf eine ökologische, saisonale und regionale Produktion sowie auf seinen Fleischkonsum achtet, hat schon eine ganze Menge richtiggemacht. Wenn wir dann noch einmal mehr aufs Fahrrad steigen und im Garten oder auf dem Balkon insektenfreundliche Pflanzen hegen, leisten wir einen hilfreichen Beitrag für saubere Luft und für unsere Natur im Norden.“

In knapp 30 Jahren ist die Biomasse der Insekten um drei Viertel zurückgegangen. Dabei ist ein Großteil aller Pflanzen – dies betrifft unter anderem die meisten Nahrungspflanzen des Menschen – von Bestäubern abhängig. Viele Insekten sind zudem für den Menschen unersetzlich, da sie lästigen Befall durch z.B. Blattläuse beseitigen oder als Bodenbewohner zu fruchtbarer Erde beitragen. Allein der monetäre Wert der Bestäubung, diese – für uns kostenfreie – Leistung der Natur wird, laut BUND Bundesverband, in Europa auf über 14 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.

Pressekontakt BUND SH:
Ann Kristin Montano, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz, BUND SH, annkristin.montano(at)bund-sh.de, Tel.: 01525/3789231

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