BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.
Zwei Schweinswale unter Wasser

Funde von Schweinswalen und Robben

Immer wieder kommt es vor, dass Strandspaziergänger*innen verletzte oder tote Schweinswale oder auch Robben entdecken. Doch kaum jemand weiß, was man dann tun sollte und Infos sind im Internet meist nicht ohne weiteres zu finden. Einen Fund sollte man schnellstmöglich melden. Um dies zu ermöglichen und die Verwirrung etwas aufzulösen, finden Sie hier einige hilfreiche Informationen darüber.

Schweinswale und ihre Todesursachen

Foto eines toten Schweinswals Foto: Sabrina Schankin

In der zentralen Ostsee leben nur noch 200 bis 600 Ostsee-Schweinswale. Sie gehören zu der in Europa am stärksten gefährdeten Kleinwal-Population. In der westlichen Ostsee leben in einer weiteren Population ein paar tausende Tiere, doch auch sie sind verschiedenen Gefahren ausgesetzt und bedürfen besonderen Schutzes.
Eine der Hauptursachen für den Tod der Schweinswale ist die Fischerei. Jährlich verenden weltweit tausende Schweinswale in den Stellnetzen der Fischer. Sie verheddern sich in den Netzen und ertrinken. Eine weitere Bedrohung ist Unterwasserlärm, zum Beispiel durch Offshore- Projekte wie Windanlagen und Pipelinebau, aber auch durch Munitionssprengungen, seismische Untersuchungen oder Bootslärm wie unter anderem durch Speedboote. Unterwasserlärm kann das Gehör der Schweinswale so sehr schädigen, dass sie zeitweise oder gänzlich taub werden, woraufhin sie sich nicht mehr orientieren können, da sie auf ihr Echolot angewiesen sind. Sie können ihre Beute nicht mehr orten und verhungern oder Kälber verlieren ihre Mütter und stranden. Es kommt auch vor, dass Kollisionen mit Schnellbooten im Flachwasser, wo sie ihre Jungen zur Welt bringen, zum Tod von Schweinswalen führen.
Gelegentlich werden Schweinswale sogar von Delfinen, die uns in der Ostsee einen kleinen Besuch abstatten, angegriffen und getötet.

Kegelrobben

Foto einer jungen Kegelrobbe Wenige Wochen alte Kegelrobbe, Foto: Andreas Trepte

Im 19. Jahrhundert lebten in der Ostsee noch 80 000 bis 100 000 Kegelrobben, doch durch starke systematische Bejagung der Fischer sowie durch giftige Chemikalien, die in die Ostsee geleitet wurden, ist ihre Anzahl rapide gesunken. Seit 1920 sind sie in den deutschen Ostseegewässern ausgerottet. Doch nun kehren sie langsam wieder zurück, die Bestände erholen sich. Im März 2019 wurden die Zahlen auf 200 bis 300 Exemplare in deutschen Ostseegewässern und etwa 30.000 Tiere in der gesamten Ostsee geschätzt. Die Fischer sind darüber nicht glücklich, da die Kegelrobben häufig Fische aus ihren Stellnetzen fressen und dabei die Netze mit ihren scharfen Zähnen beschädigen. Auf der anderen Seite stellt die Fischerei immer noch eine große Gefahr für die Tiere da, da sie häufig als Beifang in Fischereinetzen landen.

Wie Sie sich bei einem Fund richtig verhalten

Sollten Sie einen gestrandeten Schweinswal oder eine Robbe finden, sollten Sie diese nicht anfassen und nicht zu nahe herantreten. Ein Sicherheitsabstand von 100 Metern zu lebenden Tieren sollte eingehalten werden. Auch Hunde sollte man vor allem von Robben fernhalten, um die Übertragung von Krankheiten wie der Staupe zu verhindern.
Die toten Schweinswale aus der Ostsee werden häufig untersucht, um die Todesursachen feststellen sowie die Bestandszahlen dieser gefährdeten Tiere einschätzen zu können. Daher ist es sehr wichtig, dass diese möglichst zeitnah gemeldet werden.

Seehundjäger*innen

Seehunde unterliegen zwar dem Jagdrecht, jedoch seit 1974 ebenfalls einer ganzjährigen Schonzeit. Seehundjäger*innen (in Niedersachsen nennt man sie Wattenjagdaufseher*innen) sind für das Robbenmanagement zuständig. Sie sind speziell geschulte und ausgebildete Jäger*innen, arbeiten ehrenamtlich und müssen regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen. Ihre Aufgabe ist es aber nicht, die Tiere zu jagen, auch wenn ihre Bezeichnung dies vermuten lässt. Sie sind für kranke, verletzte Tiere und verwaiste Seehunde und Kegelrobben zuständig. Bergen toter Meeressäuger, Kontrollfahrten sowie Informations- und Aufklärungsarbeit gehören auch zu ihren Aufgaben. In manchen Fällen sind sie aber auch dafür zuständig, über Leben und Tod zu entscheiden, beispielsweise bei einem stark verletzen oder kranken Tier. In diesem Fall entscheidet der/die Seehundjäger*in, ob das Tier nur Ruhe braucht, ob es eventuell in eine Seehundstation (wie in Friedrichskoog) zur Genesung gebracht wird (was für ein Wildtier allerdings enormen Stress bedeutet), oder ob das Tier getötet werden muss, um ihm ein langes Leiden zu ersparen.
Wenn Sie also einen toten, verletzen oder kranken Meeressäuger oder Robbe finden, sind Sie bei Seehundjäger*innen an der richtigen Adresse. Sie wissen, was zu tun ist und versuchen natürlich auch in erster Linie, dem Tier zu helfen.

Im Falle eines Fundes kontaktieren Sie das Ostsee-Info-Center oder die örtliche Polizei.

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