Biologisch abbaubar?
Dass Zigarettenfilter aus Watte bestehen, ist immer noch ein weit verbreiteter Irrglaube. Denn die meisten Filter bestehen aus dem Kunststoff Celluloseacetat. Kunststoff ist bekanntlich nicht biologisch abbaubar, er zerfällt nach sehr langer Zeit zu Mikroplastik und ist auch dann immer noch schädlich für Natur und Lebewesen, da es niemals ganz verschwindet, sondern auf ewig als winzige Mikroplastikteilchen in der Umwelt verbleibt. Bei Zigarettenfiltern dauert die Zersetzung zu Mikroplastik etwa 15 bis 400 Jahre.
Allein an der Ostsee bestehen über 53 Prozent des Mülls bei Müllsammelaktionen aus Zigarettenstummeln!
Tierwelt
Vor allem für Tiere sind herumliegende Kippen extrem schädlich. Viele Tiere fressen diesen Plastikmüll, da sie ihn mit Nahrung verwechseln, was zu Verstopfungen im Verdauungsapparat und letztendlich zum Verhungern mit gefülltem Magen führen kann. Außerdem nehmen sie dadurch auch einige Gifte auf, die dann in ihren Körpern eingelagert werden und somit in die Nahrungskette gelangen.
Giftige Gefahr
Zigaretten enthalten etwa 7.000 verschiedene Gifte, unter anderem Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Benzol und viele, viele mehr. Und natürlich das Nervengift Nikotin.
Wenn die Kippen nicht vom Wind in Seen, Flüsse oder ins Meer geweht oder direkt vom Menschen hineingeworfen werden, wäscht der Regen diese Gifte aus den Filtern heraus und spült sie in die Gewässer. Die Auswirkungen auf Wasserlebewesen reichen von Gen- und Verhaltensänderungen bis hin zum Tod.
In einem Aquarium führt ein einziger Zigarettenstummel schon nach kurzer Zeit zu Lähmungen und Beeinträchtigungen des Nervensystems der Fische und nach vier Tagen zum Tod.
Auch wenn die Tiere die Zigarettenfilter nicht fressen, können sie für sie gefährlich werden. Denn mittlerweile bauen viele Vögel die weggeworfenen Zigarettenkippen aus der Umwelt in ihre Nester ein. Die Vögel nehmen dadurch die Gifte auf, welche vor allem bei den Küken häufig Veränderungen im genetischen Material der Zellen verursachen können.
Kein Ort der Erde bleibt verschont
Sogar im Packeis der Arktis haben Forscher des Alfred-Wegener-Institut (AWI) mehr als 12.000 Mikroplastik-Teilchen pro Liter Meereis gefunden - darunter auch Partikel aus Celluloseacetat, die von Zigarettenkippen stammen.
Doch weggeworfene Zigarettenstummel sorgen auch noch für ganz andere große Probleme und können viel Zerstörung anrichten, vor allem wenn sie im glühenden Zustand bei hohen Sommertemperaturen achtlos in die Natur geworfen werden.
Denn nur 5 Prozent aller Waldbrände entstehen durch natürliche Ursachen. Der häufigste Grund für Waldbrände ist menschliche Unachtsamkeit, und zwar überwiegend durch weggeworfene Zigarettenkippen.
Bußgelder
Eine Zigarettenkippe in der Umwelt zu entsorgen gilt leider noch für viele Menschen als Kavaliersdelikt. Doch es ist eine Ordnungswidrigkeit und diese kann von den Kommunen mit einem Bußgeld belegt werden, das teilweise auch sehr hoch sein kann. Der Betrag dieses Bußgeldes geht von 10€ (z.B. in Düsseldorf, Dresden und Hannover) über 55€ (München) bis hin zu 120€ (Berlin). Bei Wiederholungstäter*innen wird dieser Betrag nochmals teurer und auf Spielplätzen kann das Bußgeld sogar bis zu 1.000€ betragen.
Was viele wahrscheinlich auch noch nicht wussten: raucht man an Bahnhöfen außerhalb des gekennzeichneten Bereiches, kann es passieren, dass man eine Strafe von 15€ zahlen muss. Tritt man die Kippe auch noch auf dem Boden aus, anstatt sie in einem Mülleimer oder Aschenbecher zu entsorgen, können 40€ Bearbeitungsgebühr anfallen. Ebenso kann ein Bußgeld von bis zu 50€ anfallen, wenn man eine Kippe aus dem Autofenster wirft.
Gefahr für Kinder
Nikotin ist nach Medikamenten die häufigste Ursache für Vergiftungen bei kleinen Kindern. Jedes Jahr werden mehr als 9.000 Kinder behandelt, die Zigarettenkippen verschluckt oder auf ihnen herumgekaut haben. Besonders hoch ist die Gefahr, wenn die Kippen nass sind, da die gelösten Giftstoffe dann über die Schleimhäute direkt in den Organismus gelangen.
Was Sie dagegen tun können
- Kippen sind giftiger Plastikmüll und gehören nicht achtlos in die Natur geworfen, sondern in den Restmüll
- Benutzen Sie einen Taschenaschenbecher
- Kaufen Sie ungebleichte Zigarettenfilter aus Zellulose (z.B. von RAW oder OCB)
- Nehmen Sie an Müllsammelaktionen teil oder sammeln Sie bei Spaziergängen oder beim Gassigehen etwas Müll und Zigarettenkippen
- Motivieren Sie Bekannte, Freund*innen, Familienmitglieder oder Kolleg*innen und fordern Sie sie dazu auf, dasselbe zu tun. Klären Sie sie darüber auf, wie viel Schaden ihr Verhalten anrichtet.
Hier gibt es den Flyer zur Problematik von Zigarettenfiltern zum Download.
Der BUND fordert:
- Öffentlichkeitskampagnen zu Umweltrisiken von Zigarettenkippen
- Mehr geschlossene Aschenbecher an öffentlichen Mülleimern und im öffentlichen Raum
- Konsequente Umsetzung der EU-Einwegplastik-Richtlinie: Kennzeichnungspflicht, erweiterte Herstellerverantwortung und Sensibilisierungsmaßnahmen
- Ordnungsgelder für das Wegwerfen von Kippen in die Umwelt überall
- Finanzielle Beteiligung der Industrie an Kosten für Reinigung und Schäden an der Umwelt
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