BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Pop-up-Radwege - ein Zeichen der Zeit!

16. Juni 2020 | Mobilität, Energiewende, Klimawandel, Landespolitik

Warum fordert der BUND Schleswig-Holstein Pop-up-Radwege und was ist das eigentlich?

Radfahrerin auf Pop-up-Radweg

Wikipedia definiert einen Pop-up-Radweg als einen „kurzfristig eingerichteten Radweg, der in einer akuten Gefahren- oder Krisensituation oder bei plötzlich veränderten Rahmenbedingungen im Straßenverkehr schnell für mehr Platz und Sicherheit im Radverkehr sorgen soll.“ Er wird meist durch Linien, Baken und/oder Baustellenhütchen markiert. Eine veränderte Rahmenbedingung könnte schon eine kleine Baustelle sein, die eine sichere Durchfahrt für Radfahrer*innen erschwert.

Der Grund für die vielen Pop-up-Radwege, die zurzeit in Schleswig-Holstein und Hamburg errichtet werden, sind aber vor allem die Sicherheitsmaßnahmen um Corona. Durch die COVID-Pandemie fahren nach einer vorläufigen Studie der TU Dresden 40 Prozent mehr Bürger*innen Fahrrad. Gleichzeitig sollen die Corona-Abstandsregeln eingehalten werden. Dies kann natürlich nicht auf viel zu schmalen Radwegen funktionieren. Ein Überholen wäre dann eigentlich nicht erlaubt, es würden sich lange Fahrrad-Staus bilden.

 

Pop-up-Radwege als schnelle und flexible Lösung

Ein Aus- oder Neubau eines Bordsteinradweges kann durchaus mehrere Jahre dauern, dies fällt als kurzfristige Lösung also aus. Auch die Markierung von Radfahrstreifen mit Hartplastik auf Fahrbahnen ist noch mit einem größeren Planungsaufwand verbunden. Der Aufbau eines Pop-up-Radweges mit der Abtrennung durch große Hütchen ist dagegen ein relativ schnelles Unterfangen.

Ein Beispiel aus der Anwendung: Der Aufbau des Pop-up-Radweges in Kiel für die etwa 420 Meter lange Strecke an der der Hauptverkehrsstraße am Bahnhof dauerte nur etwa 30 Minuten (die vorherige Planung muss natürlich sorgfältig durchgeführt werden). In Berlin wurden sogar schon mehrere Pop-up-Radwege aufgrund der Corona-Krise von offizieller Seite aufgebaut. In Kiel lehnt das Tiefbauamt diese bürger*innenfreundliche Lösung zurzeit noch ab. Hier setzt sich der BUND Schleswig-Holstein, gemeinsam mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Greenpeace, daher besonders ein, um einen Vorbildcharakter der Fahrrad-Mobilität für das ganze Land zu schaffen. Aber auch in Flensburg fanden bereits Veranstaltungen zu Pop-up-Radwegen statt.

 

Erste Pop-up-Radwege in Schleswig-Holstein

In Kiel fand am 23.5. die dritte von bislang vier Pop-up-Radwege-Aktionen statt: Die Radler*innen wurden dabei aufgefordert, durch Klingeln oder Lächeln ihre Zustimmung zu der Idee zu zeigen. Der gebaute Radweg war für die Aktion mit Sperrbaken abgesperrt. An der BUND-Station in der Mitte der Strecke wurden innerhalb von vier Stunden insgesamt 278 Radler*innen gezählt, die korrekt auf dem Pop-up-Radweg fuhren. 78,4 Prozent davon zeigten durch ihr Klingeln oder Lächeln, dass sie die Aktion gut fanden und sich mehr solcher Radwege wünschten. Ein deutliches Zeichen dafür, dass ein Umdenken zu fahrradfreundlichen Städten und Ortschaften endlich auch in den verantwortlichen Ämtern ankommen muss.

Da uns das Corona-Virus wohl noch eine Weile weiter begleiten wird, da es weiterhin zu Baustellen und Einschränkungen kommen wird und da es nicht nur in Kiel und Flensburg viele Radfahrer*innen und zu wenige und schmale Radwege gibt, sind motivierte Menschen jetzt dazu angehalten, sich ihre fahrradfreundlichere Infrastruktur selbst zu schaffen und die Mobilität der Zukunft in die eigene Hand zu nehmen!

 

Selbst aktiv werden

Informationen zur Anmeldung und Umsetzung eines Pop-up-Radweges können bei der Mobilitätsreferentin des BUND Schleswig-Holstein angefragt werden. Kontakt unter: kirsten.kock(at)bund-sh.de

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb