Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hoffen auf die baldige Ausweisung des Grünes Bandes Mecklenburg-Vorpommern als Nationales Naturmonument (NNM). Die kulturhistorische Bedeutung des 1.393 km langen Grünen Bandes als Erinnerungslandschaft der Wiedervereinigung und die naturschutzfachliche Wertigkeit als nationale Schatzkammer der Artenvielfalt sind unbestritten. In Zeiten des rasanten Klimawandels hat die Nord-Süd-Lebenslinie eine wichtige Funktion als Wanderkorridor und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Dafür gilt es aber auch, die noch bestehenden Lücken im Biotopverbund Grünes Band zu schließen.
Prof. Dr. Kai Frobel, BUND Artenschutzreferent und Initiator des Grünen Bandes Deutschland: „Das Land Mecklenburg-Vorpommern und alle relevanten Akteure, wie der Zweckverband Schaalsee Landschaft und das Biosphärenreservat Schaalsee, müssen an einem Strang ziehen, um das einzigartige Natur- und Kulturerbe als Nationales Naturmonument zu schützen und weiter zu entwickeln. Hierzu müssen auch entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen vom Land bereitgestellt werden. Wir nehmen Umweltminister Backhaus beim Wort, die Ausweisung des Grünen Bandes in Mecklenburg-Vorpommern als NNM jetzt zügig voranzubringen. Im kommenden Jahr zum 35. Jubiläum der Grenzöffnung und des Grünen Bandes wäre dies ein angemessenes Geschenk und ein starkes Signal gegen den andauernden Verlust der Artenvielfalt.“
Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin des BUND Mecklenburg-Vorpommern: „Mecklenburg-Vorpommern hat mit 173 km den drittgrößten Anteil am Grünen Band Deutschland. Die amtierende Landesregierung hat im Koalitionsvertrag festgehalten, dass eine Ausweisung als NNM erfolgen soll. Das ist eine einzigartige Chance, Naturschutz und Erinnerungskultur in Deutschland entlang der früheren innerdeutschen Grenze miteinander zu verbinden und einzigartige Biotope zu schützen. Mit dem starken Rückgrat der Biosphärenreservate Schaalsee und Elbe im Bereich des Grünen Bandes reiht sich Mecklenburg-Vorpommern dann in den größten Biotopverbund Deutschlands ein. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der bedrohten Artenvielfalt und die Verbindung von Natur und Kultur bietet reiche Lernorte an.“
Das Grüne Band ist eine einzigartige Erinnerungslandschaft. Entlang des Abschnitts Mecklenburg-Vorpommerns zu Schleswig-Holstein kartierte der BUND allein 38 historisch wichtige Orte, davon 10 auf westlicher und 28 auf östlicher Seite. Hier erinnern geschleifte Dörfer wie Lankow oder Wiendisch Lieps sowie Mahnmale für an der Grenze getötete Menschen wie DDR-Regimekritiker Michael Gartenschläger an den einstigen Todesstreifen. Eine Ausweisung des Grünen Bandes als Nationales Naturmonument würdigt die Bedeutung dieses lebendigen Symbols der jüngeren
deutschen Zeitgeschichte. Die Ausweisung des gesamten Grünen Bandes als Nationales Naturmonument ist eine wichtige Voraussetzung für eine Nominierung als UNESCO Weltnatur- und -Kulturerbestätte. Der Aufnahme des Grünen Bandes auf die neue deutsche Vorschlagsliste für UNESCO-Welterbestätten wurde im November 2022 durch die 99. Umweltministerkonferenz zugestimmt.
Dr. Karin Ullrich, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundesamt für Naturschutz: „Die Ausweisung des Grünen Bandes als Nationales Naturmonument wäre ein wichtiger Schritt. Damit das Grüne Band als bedeutsame Achse im Biotopverbund fungieren kann, wird es entsprechend dem zwischen Bund und Ländern abgestimmten Leitbild erhalten und im landschaftlichen Kontext entwickelt, was u.a. die Schließung vorhandener Lücken sowie die Anbindung von Schutzgebieten und weiteren Verbundachsen in der Umgebung beinhaltet. In Teilen des Grünen Bandes wird dies in den über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderten Projekten ‚Lückenschluss Grünes Band‘ und ‚Quervernetzung Grünes Band‘ bereits erfolgreich umgesetzt.“
Hintergrund
Nationale Naturmonumente (NNM) sind laut §24 (4) Bundesnaturschutzgesetz festgelegte Gebiete, die aufgrund von „wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, kulturhistorischen oder landeskundlichen Gründen sowie wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit“ von herausragender Bedeutung sind. Die Fachtagung zum Management des Nationalen Naturerbes (NNE) Grünes Band beschäftigt sich mit dem Management und der Sicherung des Grünen Bandes insgesamt, insbesondere aber der Flächen, die von der Bundesrepublik Deutschland in die Trägerschaft der Bundesländer übergegangen sind.
Bis auf Mecklenburg-Vorpommern haben alle östlichen Anrainerländer das Grüne Band als Nationales Naturmonument gesichert oder stehen wie Sachsen kurz davor. Über vier Fünftel des Grünen Bandes (1.136 km) haben damit den durchgängigen Status als Nationales Naturmonument. Mecklenburg-Vorpommern hat mit 173 km den drittgrößten Anteil am Grünen Band.
Bedrohte Arten finden in Biosphärenreservaten Zuflucht unter anderem aufgrund einer extensiven Nutzung der Landschaft. Dazu gehören die Rohrdommel und der Eisvogel am Schaalsee, Moorfrösche und Laubfrösche in der Elbtalaue. Die östlichen Hänge der Trave am Mecklenburger Ufer und die benachbarten Wiesen bieten über 40 Tagfalterarten eine Zuflucht. Rund 95 Prozent des Grünen Bandes in Mecklenburg-Vorpommern sind bereits Schutzgebiete nach nationalem oder europäischem Recht. Eine Ausweisung der artenreichen Wakenitzniederung zwischen Mecklenburg und Lübeck als Naturschutzgebiet ist seit einiger Zeit in Arbeit. Die Chancen, dass Mecklenburg-Vorpommern wie Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Hessen sowie bald auch Sachsen erfolgreich das Ausweisungsverfahren für ein Nationales Naturmonument absolviert, stehen deshalb gut.
Im Nachbarland Schleswig-Holstein stehen bereits 70 Prozent der Flächen entlang der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern unter Schutz.
Im November 2019 hat auch Schleswig-Holstein auf der 93. Umweltministerkonferenz zugestimmt, dass das Grüne Band bundesweit als Nationales Naturmonument ausgewiesen werden soll.
Diesen Schritt hat Hessen – ebenfalls als westlicher Anrainer – bereits vollzogen, obwohl dort weniger Schutzgebiete vorhanden sind.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN), setzen sich seit vielen Jahren gemeinsam mit zahlreichen weiteren Akteuren für den Schutz des innerdeutschen Grünen Bandes ein. Das 1.393 km lange Grüne Band beherbergt über 1.200 seltene und gefährdete Arten der Roten-Listen Deutschland wie Torfwiesen-Scheckenfalter, Fischotter, Wildkatze und Kranich. Es ist der einzige länderübergreifende Biotopverbund und Querschnitt durch fast alle deutschen Naturlandschaften. Es ist zudem Teil des Grünen Bandes Europa, des über 12.500 km langen Lebensraumverbundes entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer.
Weitere Informationen
www.bund.net/gruenes-band
www.europeangreenbelt.org
www.bund-mecklenburg-vorpommern.de/themen/naturschutz/gruenes-band
https://www.bfn.de/gruenes-band
Für Rückfragen
Dr. Liana Geidezis, Leiterin BUND Fachbereich Grünes Band,
Tel. 0911-575294-0, am 26.04. erreichbar unter: 0151 50443754
gruenesband(at)bund-naturschutz.de
www.gruenesband.info