BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Natürliche Wälder gegen den Klimawandel - BUND fordert eine zeitgemäße Forstpolitik für Schleswig-Holsteins Wälder

19. März 2021 | Wälder, Landespolitik, Klimawandel

Angesichts des jüngst vom Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlichten Waldzustandsberichts zum Jahr 2020 warnt der BUND vor einem neuen Waldsterben.

Spechthöhle.  (Hans / Pixabay)

Der Wald ist durch Stickstoffeinträge, Dürre, intensive Forstwirtschaft sowie mangelhafte Jagd im Dauerstress. 21 Prozent der Waldbäume in Schleswig-Holstein zeigten im letzten Jahr stark ausgedünnte Kronen (sogenannte Kronenverlichtungen), fast fünf Prozent schwere Schäden. Dabei sind nicht nur Fichten betroffen, auch vielen Buchen und anderen Laubbäumen geht es schlecht. Es ist davon auszugehen, dass der Klimastress der Wälder aufgrund des von Menschen verursachten Klimawandels auch in Schleswig-Holstein dramatisch zunehmen wird.

Für den Klimaschutz und die Artenvielfalt spielen Wälder jedoch eine zentrale Rolle. Der BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Landesverband Schleswig-Holstein (BUND SH) fordert angesichts der alarmierenden Entwicklung einen sofortigen Richtungswechsel in der schleswig-holsteinischen Waldpolitik: Als oberstes Ziel ist der Beitrag der Wälder zum Klimaschutz und zur Biodiversität im nicht mehr zeitgemäßen Waldgesetz des Landes festzulegen.

„Dem Wald fehlt es gegenwärtig an Robustheit, um mit den Herausforderungen des Klimawandels zurechtzukommen“, stellt Dr. Claudia Bielfeldt, Landesvorsitzende des BUND SH, fest. „Damit er so weit wie möglich klimafest wird und die nächsten Jahrzehnte überleben kann, muss es einen spürbaren Sinneswandel im Umgang mit diesem Naturlebensraum geben.“ Reinhard Degener, seit 40 Jahren Wald-Experte beim BUND SH gibt konkrete Handlungsempfehlungen: „Die Holzernte muss in den kommenden 20 Jahren erheblich verringert, das Erntealter deutlich erhöht werden. Ab sofort muss alles unterlassen werden, was die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegenüber Wetterextremen weiter schwächt.“ Die Bewirtschaftung der heimischen Laubwälder ist so zu gestalten, dass die Kronendächer geschlossen bleiben und der Boden maximal geschont wird, um die Baumwurzeln zu schützen und die Fähigkeit der Wasseraufnahme zu erhalten.

Der Waldzustandsbericht 2020 dokumentiert den verheerenden Zustand von Laub- und Nadelwäldern in weiten Teilen Deutschlands. Wesentliche Ursachen ihrer Vitalitätsschwäche sind laut BUND die Trockenheit sowie die Dauer und Intensität der Sonneneinstrahlung infolge starker Kronenauflichtung durch zu ausgeprägte „Holz-Ernte“. „Wichtig ist daher, dass Wälder als sogenannte Dauerwälder bewirtschaftet werden: Entnimmt man nur noch einzelne Bäume, gefährdet dies das Klima im Waldinneren nicht“, erklärt Degener: „Ziel ist ein anpassungsfähiger, arten- und strukturreicher, sich natürlich verjüngender Dauerwald aus standortheimischen Baumarten, in dem Bäume aller Dimensionen kleinstflächig vermischt sind.“

Solche naturnahen Wälder mit alten, starken Bäumen und hohem Totholzanteil haben ein deutlich kühleres und feuchteres Innenklima und damit eine größere Widerstandskraft gegenüber sommerlicher Trockenheit. Sie speichern zudem große Mengen des Klimagases CO² und tragen erheblich zur waldtypischen Biodiversität bei. „Die Entwicklung und der Erhalt derartiger Wälder muss in Schleswig-Holstein unverzüglich absoluten Vorrang vor Holzwirtschaftszielen erhalten“, fordert der BUND SH.

Für weitere Informationen empfiehlt der BUND:
Die Seite „Wälder“ seines Webauftritts.

Die Seite des Bundesverbandes zum Waldzustandsbericht:
https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/kranker-wald-bund-fordert-klima-wirksam-schuetzen-schadstoffe-endlich-eindaemmen-und-wald-schonender-behandeln/

Das aktuelle BUNDmagazin, das sich dem Schwerpunktthema Wald widmet:
https://www.bund.net/service/publikationen/bundmagazin/

Pressekontakt:
Ole Eggers, Landesgeschäftsführer, BUND Schleswig-Holstein ole.eggers@bund-sh.de, Tel.: 0431 6606060

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