BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Fischerei: Nach uns die Sintflut?

Noch immer ist die Fischerei in Nord- und Ostsee nicht nachhaltig. Es werden mehr Fische gefangen, als nachwachsen können. Es braucht endlich wirksame Quoten und ambitionierte Meeresschutzgebiete.

Die von allen Ostseeanrainerländern kommerziell am intensivsten gefischten Fischarten sind Hering, Dorsch, Sprotte und Lachs. Für Deutschland, Dänemark und Schweden ist der Dorsch seit den 1970er Jahren der wichtigste Wirtschaftsfisch aus der Ostsee. Inzwischen sind die Dorschbestände jedoch überfischt und haben dramatisch bis zu einem Rekordtief abgenommen. Der totale Kollaps des Bestandes war zu befürchten, was zum großen Teil den ausbeuterischen und destruktiven Methoden der industriellen Fischerei zuzuschreiben ist. In den letzten beiden Jahren konnte eine kleine Bestandszunahme festgestellt werden, was den konsequenten Managementplänen, die 2007 eingeführt wurden und der konsequenten Eindämmung der illegalen Fischerei zuzuschreiben ist. Für Hering und Sprotte sieht es dafür um so schlechter aus.

Noch immer liegen trotz besseren Wissens die vom europäischen Ministerrat beschlossenen Fangquoten aus politischen und sozioökonomischen Gründen häufig deutlich höher als die wissenschaftlichen Empfehlungen des internationalen wissenschaftlichen Rates für Meeresforschung (ICES). Dies steht seit vielen Jahren einer Erholung der überfischten Bestände im Wege.

Grundschleppnetze und Baumkurren pflügen den Meeresboden um, wodurch die Meeresbodenbewohner entwurzelt und zermalmt werden. Ganze Lebensgemeinschaften werden auf diese Weise zerstört. In Stellnetzen verfangen sich Seevögel und marine Säuger, die als Beifang qualvoll ertrinken.

Obwohl die Anzahl der Fischereifahrzeuge abgenommen hat, ist der Fischereiaufwand in den europäischen Gewässern aufgrund gesteigerter Effizienz der Fahrzeuge immer noch zu hoch: Die Überfischung hat dazu geführt, dass der Aufwand an Energie und Technik pro Fisch heute durchschnittlich 94 Prozent, also 17 mal höher ist, als am Ende des 19. Jahrhunderts. Das hat zur Folge, dass bodenlebende Fische seit der Industrialisierung der Fischerei kaum mehr vorhanden sind und sich das Ökosystem des Meeresbodens gravierend verändert hat.

Im Jahr 2009 wurden 88 Prozent der beobachteten marinen Fischbestände von der Europäischen Kommission als überfischt eingeschätzt. In der Ostsee gelten derzeit fünf der sieben Wirtschaftsfischbestände als überfischt.

Konsequente Maßnahmen müssen her

So fordert der BUND die Wiederaufbaupläne von Beständen konsequent einzuhalten, sogenannte "no take zones" in Schutzgebieten einzurichten und das Siegel für nachhaltig gefangenen Fisch (MSC, Marine Stewardship Council) vermehrt zu nutzen. Mit ihrer Kaufentscheidung für einen nach MSC-Richtlinien gefangenen Fisch können Verbraucherinnen und Verbraucher Einfluss nehmen hin zu einer nachhaltigeren Fischerei. 

 

Ihre Ansprechpartnerin

Stefanie Sudhaus

Meeresschutzreferentin
E-Mail schreiben Mobil: 0152 29015049

Mehr Infos

Besonders bedroht in der Ostsee ist der Europäische Aal. Hier gibt es Hintergrundinformationen zu diesem faszinierenden Tier und wie es bedroht ist:

Europäischer Aal

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