Vorkommen und Verhalten
Der Europäische Aal zählt mit knapp 20 anderen Arten zur Gattung der Flussaale. Er ist an den Küsten des Nordatlantiks, im Mittelmeer und Schwarzen Meer, in Nord- und Ostsee sowie allgemein in Binnengewässern mit Verbindung zum Meer beheimatet. Er ist ein Wanderfisch, der während seiner Entwicklung sowohl das Süß- als auch das Salzwasser bewohnt. Im Gegensatz zu den Lachsartigen, die in den Flüssen aus dem Ei schlüpfen und in Richtung Meer wandern, pflanzt sich der Aal im Meer fort und lebt vorwiegend im Süßwasser, hauptsächlich in nährstoffreichen, flachen und warmen Gebieten. Er zählt auch zu den ständigen Bewohnern des Brackwassers der Ostsee, da nicht alle Aale die Flüsse hinaufziehen. Tagsüber hält sich der Aal in Sand- und Schlammböden auf, in der Dämmerung und Nacht jagt er allerdings auch an der Wasseroberfläche nach kleinen Fischen (Breitkopfaal) und Wirbellosen (Spitzkopfaal); er frisst auch Aas. Er ist territorial und ein Einzelgänger.
Aussehen
Männchen erreichen eine Körperlänge von etwa 60 Zentimeter, Weibchen können doppelt so lang und bis 6 Kilogramm schwer werden. Der Körper des Aals ist schlangenförmig langgestreckt und zylindrisch. Um die Schwanzspitze herum bilden die lange After- und Rückenflosse einen zusammenhängenden Flossensaum; Bauchflossen sind nicht vorhanden. Die Kiemenspalten sind klein. Das Maul ist oberständig. Die schleimige Haut weist kleine, rechtwinklig angeordnete und tief eingebettete Schuppen auf.
Fortpflanzung
Europäische Aale haben einen sehr komplexen und teilweise noch immer nicht vollständig bekannten Lebenszyklus mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen. Als Gelbaale verbringen sie die meiste Zeit ihres Lebens am Boden von Süß- und Brackgewässern. Mit 6–9 beziehungsweise 12–15 Jahren werden die Männchen bzw. Weibchen geschlechtsreif und haben dann einen dunklen Rücken und silbrig-weißen Bauch. In dieser Silberaal-Phase wandern sie von Herbst an ohne Nahrungsaufnahme bis zu 5.000 Kilometer bis zur Sargosso-See im Westatlantik, um dort zwischen März und Juli zu laichen und danach zu sterben. Die planktonischen Weidenblattlarven sehen ausgewachsenen Aalen überhaupt nicht ähnlich. Sie benötigen bis zu drei Jahre, um mit dem Golfstrom die europäischen Küstengewässer zu erreichen, wo sie als transparente Glasaale flussaufwärts in die Brack- und Binnengewässer ziehen und zu Gelbaalen werden. In freier Wildbahn können die Fische ein Alter von 20 bis 50 Jahren erreichen.
Aale laichen also nur einmal ab und das am Ende ihres langen Lebens. Deshalb ist ihr Bestand besonders sensibel und so stark gefährdet.
Bedrohung
Der Europäische Aal ist ein populärer Speisefisch und wird seit Jahrhunderten gegessen. Er ist jedoch stark in seinem Bestand gefährdet, die IUCN listet ihn sogar als vom Aussterben bedroht.
Das Abfischen von Glas-, Gelb- und Silberaalen des bedrohten Fisches ist dabei einer der großen Gefährdungsursachen. So ist der Aal zwar in der Ostsee als bedroht eingestuft, gefangen werden darf jedoch trotzdem. Erschwerend kommt hinzu, dass in der Ostsee auch die illegale Fischerei in der Ostsee dem Aal schwer zusetzt: etwa 100.000 ausgewachsene Aale werden pro Jahr illegal in der Ostsee gefangen.
Des Weiteren sind die Aal-Bestände auch stark durch einen Befall mit Fadenwürmern, wie dem Schwimmblasenwurm (Anguillicola crassus), geschwächt. Der Schwimmblasenwurm wurde durch den Menschen beim Import von Aalen aus Asien nach Europa eingeschleppt. Er beschädigt die Schwimmblase der Aale, sodass sie die Überquerung des Atlantik zu ihren Laichgewässern nicht mehr erfolgreich abschließen können.
Insgesamt ist aber natürlich der Lebensraumschwund eine der größten Bedrohungen, vor allem die Undurchlässigkeit von Flüssen aufgrund von Sperrwerken. Dadurch können einerseits die jungen Aale nicht mehr stromaufwärts schwimmen und stromabwärts treffen die erwachsenen Aale auf das selbe Hindernis.
Zusammen mit der Umgestaltung von Flüssen für die Schifffahrt wird dadurch der Lebensraum der Aale massivst zerstört.
Diese und andere menschliche Aktivitäten haben der Art deshalb seit 1980 stark zugesetzt: Rund 90 Prozent der Glasaale sind seither im gesamten Verbreitungsgebiet verschwunden. Es wird daher empfohlen, auf den Konsum von Aal komplett zu verzichten.