Was sind Knicks?

Als Knick wird in Schleswig-Holstein eine auf einem Wall wachsende Hecke bezeichnet, also eine Wallhecke.

In der Mehrzahl wurden sie vor ca. 200 Jahren im Zuge der Aufteilung der bis dahin gemeinschaftlichen Feldflur in bauerneigene Flurstücke (sog. Koppeln) als Abgrenzung und zum Schutz der Äcker vor dem Weidevieh von der Landbevölkerung auf Anordnung der Obrigkeit angelegt. Der Name Knick kommt von dem damals üblichen Knicken und Verflechten der gepflanzten Gehölze zu einem dichten, für das Weidevieh undurchdringlichen Zaunersatz.

Warum Knicks schützen?

Die ökologische Bedeutung der Knicks beruht in hohem Maße aus der naturnahen Zusammensetzung der Gehölze und der Bodenflora. Für die Knickanlage schaufelten die Bauern seinerzeit den vorhanden Boden zu Wällen auf und entnahmen Jungpflanzen und Stecklinge aus den vielen kleinen, durch Waldweide dornengebüschreichen Feldgehölzen in der nahen Umgebung. Mit den Junggehölzen gelangten auch viele krautige Bodenpflanzen des Waldes in die Knicks. Auf diese Weise entstanden trotz des menschlichen Ursprungs des Knicknetzes eine große Zahl verschiedener Knicktypen, welche die natürlichen Bodenverhältnisse und die standortabhängige Pflanzenwelt widerspiegeln.

Aus der Sicht des heutigen Umwelt- und Naturschutzes bilden die naturnahen Knicks im waldarmen Schleswig-Holstein wichtige Ersatzlebensräume für die vielen verschwundenen Feldgehölze. Sie sind zudem Verbreitungswege für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.
Für die Menschen erweckt ein enges Knicknetz mit vielen Überhältern den Eindruck einer reizvollen Parklandschaft, das zur Erholung am Wochenende oder im Urlaub einlädt. 

Knicks - was macht sie einzigartig?

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Die ökologische Bedeutung von Knicks

Wer einmal im Frühling durch eine alte knickreiche schleswig-holsteinische Kulturlandschaft mit blühenden Schlehen, Rosen, Weißdornen, Holunder und Brombeeren wandert, oder im Herbst die Fülle ihrer vielen Früchte erlebt, wird gut verstehen, dass reich entwickelte Knicks nicht nur das Auge der Menschen erfreuen, sondern für unsere Tier- und Pflanzenwelt eine hohe Existenzbedeutung haben. 

Der Artenreichtum der Knicks

Im waldarmen Schleswig-Holstein ersetzen bzw. ergänzen die ca. 45 000 Kilometer Knicks die ökologisch besonders reichhaltigen Waldränder – und das auf jeder Knickseite, also gleich doppelt. In der Artenzusammensetzung finden sich sowohl Waldarten als auch Arten, die auf Wiesen und Weiden vorkommen und dazu unspezialisierte Arten, die keine besonderen Ansprüche an ihren Lebensraum stellen. Viele an Waldrändern wachsende Gehölze, die im dunklen Waldesinneren nicht existieren können, finden im Knick geeignete Lichtverhältnisse. Zumeist handelt es sich um Sträucher und Wildobstgehölze mit vielen Blüten, Nüssen und Früchten, die Insekten, Vögeln und Säugetieren eine großes Nahrungsangebot bieten. Für manche Tierarten, wie der europaweit geschützten Haselmaus, erfüllen nuss- und früchtereiche „bunte“ Knicks alle Lebensansprüche: Nahrung, Vermehrung, Schutzraum. Für andere Tiere, die auf Feldern, Wiesen oder Weiden auf Nahrungssuche gehen, sind Knicks Rückzugsräume, zum Beispiel Laufkäferarten, Rebhühner, Wildkaninchen, Igel und Mäuse. Amphibien und Reptilien haben dort ihre Winterquartiere. Vögel, wie Goldammer, Dorngrasmücke, Rotkehlchen, Neuntöter, Nachtigall, Amsel und Buchfink bieten Knicks Nist- und Nahrungsmöglichkeiten. Besonders die feldwegbegleitenden Doppelknicks, die Redder, können eine hohe Besiedlungsdichte aufweisen. Auch Vögel, die in Schleswig-Holstein als Wintergäste auftreten, zum Beispiel die Seidenschwänze aus Skandinavien, nutzen die winterständigen Knickfrüchte als Nahrung. Für Fledermäuse sind Knicks Leitstrukturen auf ihren Jagdflügen. Sie profitieren vom Insektenreichtum. Von besonderer Bedeutung sind auch die großen Bäume, die Überhälter. Manche Vogelarten besiedeln Knicks nur, wenn mehrere Überhälter vorhanden sind, zum Beispiel Baumpieper, Gelbspötter, Mäusebussard und Elster. Generell gilt: je vielfältiger der Gehölzbestand ist und je breiter er auswachsen darf, desto höher ist die Arten- und Brutdichte. Ingesamt wird nach Heydemann, B. („Biologischer Atlas von Schleswig-Holstein“) das Arteninventar der Knicks auf ca. 7000 Arten geschätzt, wobei pro Kilometer Knick 1600 bis 1800 Arten – überwiegend Insekten - vorkommen können. 

Knicks als Wanderwege für Tiere und Pflanzen

Auch wenn viele Knicks insbesondere in den Flurbereinigungen der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts beseitigt worden sind, bilden sie vielerorts noch immer ein mehr oder minder gut ausgeprägtes Netz in der intensiv genutzten Agrarlandschaft. Das Knicknetz bietet nicht nur örtlichen Lebensraum, sondern auch Wege der Verbreitung und räumlichen Anpassung für die Knick bewohnenden Tiere und Pflanzen. Von Bedeutung ist es besonders für Arten, die den Weg über das freie Feld meiden. Für Haselmäuse, um Beispiel, können selbst Knickdurchbrüche für Feldzufahrten unüberwindbare Hindernisse darstellen. Mit dem Klimawandel wird die Funktion der Knicks als Wanderwege von zunehmender Bedeutung, denn die Verbreitungsareale vieler Arten verschieben sich. 

Knicks beeinflussen positiv das Kleinklima

Auf der Geest wurden noch im letzten Jahrhundert Knicks angelegt, um die Winderosion auf den Äckern zu mindern. In der offenen Agrarlandschaft bremsen breit und hoch ausgewachsene Knicks erheblich die Windgeschwindigkeit und erhöhen in ihrem Umfeld die Luftfeuchte. Beides wirkt sich positiv auf das Wachstum der Feldfrüchte aus und steigert ihren Ertrag. Die von manchen Landwirten beklagte Flächeninanspruchnahme der Knicks und ihre Wirkung als Bearbeitungshindernis wird dadurch oft mehr als kompensiert. 

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