Die ausgewiesenen Schutzgebiete sind gesetzlich geschützte Gebiete, in denen nach EU-Recht und Bundes- bzw. Ländernaturschutzgesetzen ein angemessener Schutz für Arten, Lebensräume und Naturprozesse vor Beeinträchtigungen zu gewährleisten ist. Doch die Erreichung dieser Schutzziele liegen in Folge von zahlreichen Nutzergruppen und vielfältigen Bedrohungen noch immer in weiter Ferne. Die Fischerei beeinträchtigt das System durch die Nutzung mobiler bodenberührender Fanggeräte oder durch Stellnetze, in denen Tümmler und Vögel verenden. Die Schifffahrt belastet die Meeresorganismen mit Lärm- und Schadstoffeintrag genauso wie auch Baumaßnahmen, etwa für Offshore-Windkraftanlagen, Kabeltrassen, Gaspipelines oder den Fehmarnbelttunnel.
Dazu kommen noch die Überdüngung und der Plastikmülleintrag. Es bleibt die Frage, wo effektive Schutzmaßnahmen bleiben. Die aktuellen Rufe nach einer ausgeweiteten Förderung von Öl- und Gasvorkommen in dem Weltnaturerbe Wattenmeer angesichts des Ukraine-Kriegs machen die Schutzgebiete zu einer Farce.
„Darf ein Krieg alle anderen Bedrohungen verdrängen, angesichts einerseits von Klimawandelfolgen, die uns bereits alle treffen und Milliardenschäden verursachen und andererseits von nie zuvor dagewesenem menschenverursachten Artensterben?“, fragt Stefanie Sudhaus, Meeresschutzreferentin des BUND SH. „Wir sagen „Nein“! Gerade jetzt brauchen wir endlich effektive Maßnahmen wie die Einrichtung von Nullnutzungszonen, die Lebensräumen und ihren Bewohnern echten Schutz bieten und einen Stopp von Öl- und Gasförderung mitten in unserem Nationalpark Wattenmeer.“
„Eine große Bedrohung für die Ökosysteme in den Schutzgebieten ist weiterhin die Grundschleppnetzfischerei, die dort vielfach noch erlaubt ist“, betont Ole Eggers, Landesgeschäftsführer des BUND SH. „Jeder Hol eines Fischers zerstört das Leben am Meeresgrund flächig und auf Jahre hinaus. Wo Seegraswiesen oder Riffe betroffen sind, gehen Aufzuchtgebiete von Fischen langjährig verloren. Das inzwischen selbst die „Brotfische“ der Fischer wie Dorsch und Hering bedroht sind,
liegt nicht nur am Klimawandel“, erklärt Eggers weiter. Der BUND SH fordert deshalb 10 Prozent nutzungsfreie Zonen in der schleswig-holsteinischen Nord- und Ostsee entsprechend der Biodiversitätsstrategie SH und den EU-Vorgaben. „Schleswig-Holstein könnte nutzungsfreie Zonen ohne Weiteres in seiner „Drei-Seemeilen-Zone“ ausweisen und sich dabei auf FFH- und andere Schutzgebiete konzentrieren. Das erlaubt den Beständen eine Erholung – zum Wohle aller“, so Eggers abschließend.
Kontakt für weitere Informationen
Ole Eggers BUND-Landesgeschäftsführer Tel. 0178 635 07 19 Mail: ole.eggers@bund-sh.de
Stefanie Sudhaus BUND-Meeresschutzreferentin Tel. 01522 901 50 49 Mail: stefanie.sudhaus@bund-sh.de
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Martina Gremler Tel. 0179 2630518 Mail: martina.gremler@bund-sh.de