„Das Bundesamt für Naturschutz, der Sachverständigenrat für Umweltfragen und das Umweltbundesamt stellen einstimmig fest, dass die Intensiv-Landwirtschaft für das dramatische Artensterben in Deutschland die Hauptverantwortung trägt. Dies gilt insbesondere in einem agrarisch geprägten Bundesland wie Schleswig-Holstein“, erläutert Ole Eggers, BUND-Landesgeschäftsführer. „Uns läuft die Zeit davon – beim Klimaschutz und beim Artenschutz. Das ist keine Panikmache, sondern leider bittere Realität. Wir müssen die Landnutzung jetzt verändern: weniger Pestizide und Dünger, dafür mehr Ökolandbau mit extensiver Bewirtschaftung sowie höhere Wasserstände, um Kohlendioxid im Humus zu binden. Zurzeit subventionieren wir mit Millionen Euro ein System, das Böden und Gewässer verseucht, wilden Tieren und Pflanzen die Lebensgrundlage entzieht und unser Klima zerstört – damit muss Schluss sein“, fordert Eggers weiter.
Insbesondere der Artenschutzreport des Bundesamtes für Naturschutz, aber auch die Kartierung der artenreichen Dauergrünländer in Schleswig-Holstein haben in den vergangenen Monaten aufgezeigt, dass die Artenvielfalt auf intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen rapide abnimmt und manche Lebensräume kurz davor stehen aus der Kulturlandschaft zu verschwinden. Gleichzeitig zeigt der Nährstoff- und Pestizidbericht des Landes, dass Schleswig-Holstein mit Nähr- und Schadstoffen überschwemmt wird. Dass diese Entwicklung auch bundesweite Bedeutung hat, wurde schon auf dem 33. Deutschen Naturschutztag Mitte September in Magdeburg angemahnt.
„Die Forderungen des Deutschen Naturschutztages sind das Minimum, wenn wir die Vielfalt unserer Landschaft erhalten wollen: ökologisch-verträgliche Festsetzung der guten fachlichen Praxis durch eine Rechtsverordnung, weitreichende Extensivierung von Niedermoorflächen, Nutzungsaufgabe auf Hochmoorböden, Einführung einer Stickstoff- und Pestizidsteuer sowie eine deutliche Steigerung des Ökolandbaus. So ein Signal erwarten wir auch vom schleswig-holsteinischen Naturschutztag“, führt Tobias Langguth, BUND-Naturschutzreferent, aus. „Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass in Schutzgebieten keine Dünger und Pestizide eingesetzt werden, dass große, bunte Acker- und Gewässerrandstreifen eingehalten und blühende Zwischenfrüchte angebaut werden. Sonst werden noch mehr frühere Allerweltsarten auf der Roten Liste landen – wie zuletzt der Kiebitz. Wer dieses Jahr durch Schleswig-Holstein gefahren ist, konnte mehr Gülle-Trecker als Schmetterlinge sehen. Wollen wir so eine Landschaft unseren Kindern hinterlassen?“, fragt Langguth abschließend.
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Ole Eggers, Diplom-Biologe, BUND-Landesgeschäftsführer
Tel. 0431 66060 60, Mobil 0178 635 07 19, E-Mail ole.eggers(at)bund-sh.de
Tobias Langguth, Diplom-Biologe, BUND-Naturschutzreferent
Tel. 0431 66060 51, Mobil 0170 43 62 360, E-Mail tobias.langguth(at)bund-sh.de