BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Naturwälder: Urwald von morgen

Als Naturwälder oder Naturwald-Reservate werden Waldflächen bezeichnet, in denen die (forstliche) Nutzung komplett eingestellt wird. Sie sind also eine Form von Wildnis: Waldwildnis. Die Bundesregierung hat 2007 das Ziel gesetzt bundesweit fünf Prozent der Waldfläche einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Um dieses Ziel zu erreichen sollten vor allem in den Wäldern der öffentlichen Hand zehn Prozent aus der Nutzung genommen werden. 

Inzwischen hat Schleswig-Holstein diese Ziele in Angriff genommen und mit einem ersten Erlass 2014 und der Novelle des Landesnaturschutzgesetzes von 2016 auch umgesetzt. Inklusive privater Flächen sind in Schleswig-Holstein zurzeit etwa 7.200 Hektar Wald aus der Nutzung genommen. 

Übersicht der Naturwälder

Die von der Wissenschaft empfohlenen Mindestgrößen für funktionierende Wald-Ökosysteme sind jedoch leider nicht erreicht worden. Im Gegensatz zu den Forderungen des BUND sind die meisten Gebiete deutlich unter hundert Hektar groß - nötig wären deutlich mehr als tausend Hektar. 
Dadurch bleibt Schleswig-Holstein das einzige Flächenbundesland ohne größeres, naturbelassenes Waldgebiet.

Es besteht aber immer noch die Chance solch ein Gebiet einzurichten: Das Naturschutzgebiet Hahnheide bei Trittau ist fast komplett im Besitz der öffentlichen Hand und schon heute teilweise als Naturwald ausgewiesen. Es wäre ein leichtes im kompletten Naturschutzgebiet auf die forstliche Nutzung zu verzichten und so auf über 1000 Hektar Natur Natur sein zu lassen.

Naturwälder: Gewinn für Mensch & Natur

Naturwälder haben auch gegenüber naturnah bewirtschafteten Wäldern eine Reihe von entschiedenen Vorteilen, die sie zu einem wichtigen Bestandteil eines funktionierenden Waldnaturschutzes machen. 

In Naturwäldern laufen die Prozesse der Natur ohne den Eingriff von Förstern ab: Stürme, Insektenbefall, Verbiss durch Rehe und Schwarzwild beeinflussen die Wälder ohne Steuerung. Bäume wachsen nicht da, wo sie gepflanzt werden, sondern wo ihre Samen von alleine im Waldboden aufkeimen. Alte Bäume werden nicht gefällt, sondern fixieren noch lange Zeit Kohlendioxid aus der Luft und bieten Lebensraum für andere Pflanzen, Tiere und Pilze. Tote Bäume werden durch Käfer, Würmer und andere Tierarten wieder dem Nährstoffkreislauf zugeführt.
In einem Naturwald entsteht also ein buntes Mosaik von jungen, alten und toten Bäumen mit einer Fülle an Lebensräumen für viele Tier- und Pflanzenarten, die auf solche Mosaike eingewiesen sind. Solch ein Zustand lässt sich nicht oder nur mit sehr großem Aufwand künstlich herstellen.

Zusätzlich sind alte Bäume auch ein Beitrag zum Klimaschutz, da sie noch viele Jahrzehnte - manche Baumarten auch für Jahrhunderte - schädliche Klimagase aus der Luft entfernen und Sauerstoff abgeben.

Das gewachsene Ökosystem eines alten Waldes braucht nach Störungen Jahrhunderte, um sich wieder zu erholen. Je früher wir also anfangen Teile unserer Wälder für künftige Generationen komplett zu erhalten, umso besser.

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