BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Umsetzung der Biodiversitätsstrategie

Biodiversitätsstrategie

Bini Schlamann erläutert die BUND-Forderung

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Fragen an die Politiker*innen:

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Sollten Sie oder Ihre Partei in den Landtag gewählt werden:  

Werden Sie die 2021 vorgelegte Biodiversitätsstrategie des Landes als wichtigen Handlungsschwerpunkt der Politik durch die Schaffung der notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen unterstützen?

Schaffen Sie die nötigen Personalstellen?

Werden Sie die erforderlichen Finanzmittel zu Umsetzung bereitstellen?

Hintergrund:

Die planetaren Grenzen sind überschritten. In Schleswig-Holstein erkennt man dies gut an der Verarmung der biologischen Qualität unserer Umwelt. Viele Biotope sind in der Vergangenheit durch den übermäßigen Flächenverbrauch und die Übernutzung der Landschaft, insbesondere der Böden, verloren gegangen. Wir schädigen die Gewässer und das Grundwasser und auch die Watt- und Meeresökosysteme leiden unter den Auswirkungen unseres Handelns. Die natürlichen Lebensräume verlieren zunehmend ihre Regenerationsfähigkeit.

Einige häufig vorhandene Lebensräume und deren Vernetzung in der Landschaft sind nahezu verschwunden. Dieser Funktionsverlust bedroht viele Tier- und Pflanzenarten. Viele Gattungen sind im Rückgang begriffen, drohen auszusterben oder fehlen bereits. Die Artenvielfalt geht rapide zurück.

Lebensräume, die nicht mehr verbunden sind, „verinseln“: Dies führt zu einem Verlust von genetischem Austausch und zu einer Instabilität von kleinen Ökosystemen. Zu diesen schlechten Voraussetzungen kommen die zunehmend bemerkbaren Veränderungen durch den Klimawandel. Viele Lebensräume verändern sich etwa durch Austrocknung nachhaltig: Ihre Vielfalt sinkt. Für die biologischen Systeme und uns Menschen geht damit ein wesentlicher, lebenserhaltender Puffer verloren. Diese Pufferwirkung durch Vielfalt ist jedoch die Grundlage zur Resilienz jedes Ökosystems. Die Herausforderung lautet nun: Vielfalt stabilisieren.

Auch wir in Schleswig-Holstein leben in einem durch den Menschen stark geschädigten Ökosystem. Wir benötigen sehr schnell eine starke Belebung der biologischen Strukturvielfalt. Wenn die biologischen Lebensgrundlagen zu stark reduziert sind, helfen uns auch keine Veränderungen der physikalischen Klimafaktoren, um eine langfristige Überlebensfähigkeit zu sichern. Wir sind auf die Vielfalt der Ökosystemleistungen und dem nachhaltigen Umgang damit zwingend angewiesen.

Strategie für mehr Artenvielfalt

Die Landesregierung hat dem Landtag im Oktober 2021 eine vom Umweltministerium (MELUND) zusammen mit den Umweltverbänden erarbeitete Biodiversitätsstrategie vorgestellt.

Diese analysiert die Problematik im Land. Sie kommt zu dem Schluss, dass sich die biologische Vielfalt „überwiegend in keinem guten Zustand“ befindet. Obwohl Ende der achtziger Jahre der Biotopverbund eingeführt und über die EU-Richtlinien viele FFH-Schutzgebiete eingerichtet wurden, ist der Trend weiterhin negativ.

Die Strategie nennt erste Maßnahmen, die mit einem zunächst noch geringen Umfang an Finanzmitteln umgesetzt werden sollen. Als Vorgabe ist die Erreichung der Ziele bis 2030 benannt. Zur Erfüllung der großen und vielfältigen Aufgaben ist Eile geboten. Die Ziele sind nur mit erheblichem Aufwand zu erreichen: Viel mehr Personal und Finanzmittel zur Umsetzung von Maßnahmen sind erforderlich. Nicht zuletzt sind auch einige neue rechtliche Mittel nötig, um die guten Ansätze der Strategie umzusetzen.

Instrumentarium der Vielfalt

Die Landschaft muss sich wieder zu einer funktionierenden lebendigen Einheit verändern. Dazu müssen etwa Schutzgebiete mittels starker Biotopverbünde vernetzt werden. Hierfür können die in den kommenden Jahren neu aufgelegten Regionalpläne wirksame Mittel darstellen. Der auf absehbare Zeit sehr feste Bodenmarkt stellt für die Flächenakquise für Naturschutz-Zwecke besondere Herausforderungen. Wirksamer Naturschutz braucht jedoch neue Flächen: Isolierte Biotope etwa müssen so wieder verbunden und den im Klimawandel wandernden Arten Lebensräume geboten werden.

Auch im Bereich der Landwirtschaft sind unterschiedlichste Maßnahmen umzusetzen: Nur so können sowohl der Eintrag von Giften und Nährstoffen insgesamt minimiert als auch zu schützende Lebensräume stärker unterstützt werden. Für die Pflege unserer Kulturlandschaft ist die Landwirtschaft unverzichtbar. Es braucht aber attraktive Rahmenbedingungen für die bäuerlichen Betriebe, damit der Vertragsnaturschutz zum Schutz von Arten und Lebensräumen flächenhaft durchgesetzt werden kann. Hier heißt die Devise für alle politischen Ebenen von Kiel bis nach Brüssel: „Öffentliche Gelder nur noch für öffentliche Leistungen“.

Nur was man und frau kennt, das schützt man und frau

Aber auch in Bereichen wie die Umweltbildung muss dringend investiert werden. Schon heute nimmt das Wissen auf schulischer als auch universitärer Ebene ab: Was passiert in der Landschaft, welche Arten gibt es und wie sind diese zu schützen? Für Menschen vieler Bevölkerungsschichten und Altersgruppen keine leicht zu beantwortende Frage. Expertenmangel ist sowohl in Institutionen, Planungsbüros als auch im Ehrenamt schon sehr real. Er führt zu unnötigen Planungsverzügen, die für die wichtigen Infrastrukturmaßnahmen einer naturschutzbeachtenden Energie- und Mobilitätswende dringend benötigt werden.

Neben den in der Strategie genannten Akteuren ist vor allem die Politik gefordert, die Umsetzung der Strategie im geplanten Umfang sicherzustellen: durch klare politische Vorgaben, rechtliche Weichenstellungen, erforderliches Personal und die erforderlichen Finanzmittel.

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