BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Moorschutz ist Biotop- und Klimaschutz

Ehemalige Moor-Standorte wiedervernässen

Dr. Florian Schulz erläutert die BUND-Forderung

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Fragen an die Politiker*innen:

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Sollten Sie oder Ihre Partei in den Landtag gewählt werden:

Setzen Sie sich für eine Gesetzgebung ein, die die Wiedervernässung und Renaturierung von moorigen Böden und ehemaligen Mooren, sogenannten Anmooren, erleichtert?

Setzen Sie sich dafür ein, die Landwirtschaft auf Moor-Standorten so zu fördern, dass die Entwässerungen gestoppt und eine Vernässung wirtschaftlich attraktiv gestaltet werden kann?
 

Hintergrund:

Zu dem Ausstoß von Treibhausgasen trägt auch die Emission von CO2 aus Moorböden einen wesentlichen Teil bei. Das trifft besonders auf Schleswig-Holstein zu, das einst reich an Mooren war. Mit einer Fläche von 145.000 Hektar sind bei uns im Land zwischen den Meeren etwa zehn Prozent aller Moorböden Deutschlands zu finden.

Moorböden enthalten sehr große Mengen an organischem Material, welches bei Entwässerung zersetzt und damit größtenteils als CO2 abgegeben wird. Die Menge der freigesetzten Gase hängen stark vom Grad der Entwässerung ab: In extremen Fällen betrug die Sackung stark entwässerter Moorböden über zwei Meter in den letzten Jahrzehnten. Dabei können bis zu 50 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr und Hektar ausströmen. Bei einem Rückbau der Entwässerungsmaßnahmen geht die Landesregierung von einem Einsparungspotential von 700.000 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr aus.

Intakte Moore und Moorstandorte sind nicht nur Meister darin CO2 zu binden – sie leisten zudem mit ihren besonderen Biotopen einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität. Auch deshalb müssen sie geschützt und gefördert werden.

Wiedervernässung konsequent angehen

Seit den fünfziger Jahren wurde in Schleswig-Holstein die systematische Entwässerung von Moorstandorten durch öffentliche Planung mit großen personellem wie auch finanziellem Aufwand durchgeführt. Über 470.000 Hektar waren von den – erst Ende der achtziger Jahre eingestellten – Flurbereinigungsverfahren betroffen. Entwässerungen, Beseitigung von Biotopen und Wegebau haben zu der heutigen ausgeräumten und ausgetrockneten Landschaft geführt, die klimaschädlich und artenarm ist.

Heute sind die Bedingungen und Ziele bei der Landnutzung völlig andere: Der Klimawandel und das Artensterben bei weiterhin guter Versorgung mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen stellen uns vor neue Herausforderungen.

Es braucht ein „Flurbereicherungsprogramm“, um die Pläne zur Wiedervernässung zügig umzusetzen. Damit dieses Programm erfolgreich ist, braucht es neue Instrumente.

Wert erkannt: Moorschutz ist Gemeinwohl

Diese Mittel müssen auch dann greifen, wenn einzelne Grundbesitzer sich dem Vernässungsplan widersetzen. Aus historischen Gründen des Torfstechens sind viele Moore sehr kleinflächig mit vielen Eigentümern parzelliert. Wenn sich einer der vielen Besitzer gegen eine Erhöhung von Wasserständen wehrt – selbst bei kaum nutzbaren Flurstücken – blockiert dies sowohl Klima- als auch Naturschutz. Dies bindet immer wieder erhebliche Kräfte in der Naturschutzverwaltung, anderen Behörden oder auch der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Dem Gemeinwohl muss eine höhere Priorität eingeräumt werden! Dies kann man insbesondere durch eine angepasste und verbesserte Gesetzgebung im Wasser- bzw. Naturschutzrecht erreichen.

Aufgrund ihrer großen Ausdehnung und dem hohem Potenzial für den Verlust von CO2 müssen auch die landwirtschaftlichen Flächen auf ehemaligen Moorböden, den sogenannten Anmooren, einbezogen werden.

Moor Research: Ökonomisch tragfähige Lösungen

Wenn Moorstandorte in landwirtschaftlicher Nutzung verstärkt vernässt werden sollen, erschwert sich die Bewirtschaftung. Dem muss durch öffentliche Gelder Rechnung getragen werden. Forschungs- und Förderprogrammen machen alternative Kulturpflanzen, Produkte und Vermarktungswege ausfindig, um die nasser werdenden Standorte weiterhin rentabel zu bewirtschaften. Extensive Landnutzungen können zudem durch Energietechnologien wie Photovoltaik sowie sanften Tourismus gestützt werden. Neue ökonomisch tragfähige Formen der ökologischen Landwirtschaft und individuelle Landnutzung steigern die Akzeptanz für den Moorschutz.

Vorstellbar ist etwa die Entwicklung und Etablierung eines Vergütungssystems für Landwirte, die mit wiedervernässten Flächen Klimaschutz betreiben. Neue Möglichkeiten bietet hier das Klimapunktemodell der Stiftung Naturschutz. Ein wichtiger Baustein bei der Wiedervernässung landwirtschaftlich genutzter Niedermoorstandorte ist die Paludikultur – der Anbau von Sumpfpflanzen wie etwa Rohrkolben als Baustoff oder Energiepflanze. Da Röhrichte und Erlenbrüche CO2 hauptsächlich im Wurzelbereich deponieren, ist die Nutzung der oberirdischen Biomasse vertretbar und kann durchaus Synergien mit dem Naturschutz haben.

Auf Hochmooren sollte dagegen ausschließlich eine Renaturierung angestrebt werden. In wachsenden Hochmooren verbleibt das CO2 in den dominierenden Moosen, die sich später in Torf umwandeln und damit organische Substanz dauerhaft binden.

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