Extrem-Lebensraum in Gefahr
Die Ostsee ist ein einzigartiger Extrem-Lebensraum: Vom Nordsee-ähnlichen Salzgehalt im Westen bis zu fast-Süßwasserbiotopen an der baltischen Küste. Seegraswiesen, Tangwälder, Muschelbänke und Weichkorallenriffe sind einige Beispiele für besonders schützenswerte Lebensgemeinschaften, die Fischen und anderen Meerestieren als Kinderstuben dienen. Sie sind die Basis für die gesamte Nahrungspyramide bis hinauf zu Schweinswalen, Seehunden und Kegelrobben.
Doch diese Lebensräume sind gefährdet. Das hat unter anderem der aktuelle Ostsee Report „State of the Baltic Sea“ der Helsinki-Kommission (HELCOM) gezeigt. Die Gefährdung der Ostsee durch den Klimawandel wird verstärkt durch den Eintrag von Nährstoffen (Eutrophierung), von Giftstoffen, durch Überfischung und weitere wirtschaftliche Nutzung.
Aber der HELCOM-Bericht macht auch Hoffnung: Maßnahmen gegen die schädlichen Einträge und gegen die Übernutzung haben einen messbaren Effekt, wenn sie konsequent angewendet werden!
Wir fordern weiterhin einen Ostsee-Nationalpark. Die Landesregierung Schleswig-Holstein hat einen "Aktionsplan Ostseeschutz 2030" vorgelegt.
Welche Maßnahme auch immer wir zuerst anpacken – klar ist: Wir müssen die Ostsee besser schützen! Dorsch, Hering und Co. werden immer seltener und Todeszonen breiten sich aus. Todeszonen sind lebensfeindliche Wasserschichten ohne Sauerstoff, die sich vor allem im Sommer am Grund der Ostsee bilden. Durch den übermäßigen Nährstoffeintrag wachsen viele Algen, die auf den Meeresgrund sinken und dort von Bakterien zersetzt werden, die dabei Sauerstoff verbrauchen. Ohne Sauerstoff sterben Fische, Muscheln und viele andere atmende Lebewesen.
Forderungen für mehr Schutz der Ostsee
- Wirksame, ausgedehnte Schutzgebiete mit fischereifreien Zonen, konkreten und verbindlichen Schutzvorschriften, Kontrollen und einer zentralen Verwaltung
- mindestens 30 % der Wasserfläche in der schleswig-holsteinischen Ostsee unter strengem Schutz
- 10 % der Strandflächen streng geschützt und störungsfrei, zumindest während der Brut- und Rastzeit
- Vorhandene Seegraswiesen, Riffe und Muschelbänke innerhalb wie auch außerhalb von Schutzgebieten streng schützen!
- Salzwiesen und naturnahe Küstenbereiche für Artenvielfalt, als Überschwemmungsschutz und als natürliche Kohlenstoff-Senke weiterentwickeln
- Mehr Ranger*innen beziehungsweise Naturschutzwart*innen für Umweltbildung und Kontrolle
- Wassersportarten wie Sportbootfahren, Surfen und Kiten müssen in Schutzgebieten und in festgelegten sensiblen Bereichen naturverträglich geregelt, ggf. auch saisonal verboten werden
- Reduktion von Unterwasserlärm: Verbot von Speedbooten in Schutzgebieten
- Verbindliche Regelungen statt freiwillige Maßnahmen!
- Mehr Maßnahmen zur Reduzierung der Nährstoffeinträge, u. a. konsequente Einhaltung der Düngeverordnung, bewirtschaftungsfreie Küsten- und Gewässerrandstreifen, Modernisierung von Kläranlagen
- Wertschöpfung statt Masse in der Fischerei: Vorrang von Angelfischerei und Direktvermarktung
- Verbot von Stellnetzen, mindestens in den Schutzgebieten
- Verbot von Grundschleppnetzen in der gesamten Ostsee
- Länderübergreifende Fischereipolitik mit fischerei- und angelfreien Zonen