„Es verschlägt einem wirklich die Sprache: Schleswig-Holstein hat fast 40.000 kontrollpflichtige Betriebe und seit über zehn Jahren nur 105 Vollzeitäquivalente für Kontrolleure?“, wundert sich Claudia Bielfeldt, BUND-Landesvorsitzende in Schleswig-Holstein. „Das wirklich Erschreckende für uns ist, dass sich am Personalschlüssel trotz mehrfacher Regierungswechsel und großen Beteuerungen zum Tierschutz in den Wahlprogrammen nichts geändert hat“, so Bielfeldt weiter. „Die aktuelle Landesregierung muss jetzt endlich nachsteuern und ein Personal-Aufbauprogramm für die Kontrollbehörden auflegen. Der Sparkurs zu Lasten von Mensch, Tier und Natur muss ein Ende haben! Man stelle sich mal vor, wie die Menschen Auto fahren würden, wenn sie nur alle 40 Jahre Angst haben müssten, geblitzt zu werden.“
Die Antwort der Bundesregierung legt in nüchternen Zahlen dar, dass selbst kleine Stadtstaaten wie Bremen sich mehr Kontrollpersonal leisten. Bei der Gesamtbetriebszahl liegt Schleswig-Holstein mit knapp 43.500 Betrieben im Mittelfeld, davon sind etwa 40.000 kontrollpflichtig. Die Bundesregierung berechnete das durchschnittliche Kontrollintervall bei Nutztierkontrollen. Ergebnis: 37,3 Jahren für schleswig-holsteinische Betriebe. Nur in Bayern schneiden die Behörden schlechter ab. Dort dauert es im Durchschnitt ein halbes Jahrhundert bis die Kontrolleure auf dem Hof vorbei schauen.
„Etwas über tausend Betriebe werden pro Jahr in Schleswig-Holstein durchschnittlich kontrolliert. Bei insgesamt 40.000 Betrieben ist es dann nicht verwunderlich, dass manche Landwirte und Behördenmitarbeiter sich in ihrem Berufsleben nur einmal treffen – wenn überhaupt“, bewertet Tobias Langguth, Diplom-Biologe beim BUND in Kiel, die Zahlen. „Bei einem Drittel der Betriebe pro Jahr werden Beanstandungen gefunden. Was würde man finden, wenn man genauer hinschauen würde?“, fragt sich Langguth. „Da stellt man sich auch die Frage: Wie dünn ist die Personaldecke erst in Bereichen, die nicht so eine große Lobby habe, etwa im Natur- und Artenschutz. Hier brauchen wir proaktive Aufklärung der Landesregierung“, so Langguth abschließend.
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Tobias Langguth, BUND-Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz
Mobil 0170 43 62 360, Telefon 0431 66 060-51, tobias.langguth(at)bund-sh.de
Claudia Bielfeldt, BUND-Landesvorsitzende
Mobil 01520 88 13 592, claudia.bielfeldt(at)bund-sh.de