BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Dialog mit Zukunft – BUND SH unterzeichnet „Gemeinsame Erklärung“

31. August 2021 | Naturschutz, Landwirtschaft, Landespolitik

Handel und Verarbeiter nicht an ministeriumsgeführtem Dialogprozess interessiert. 24 Thesen und eine nun daraus entwickelte „Gemeinsame Erklärung“ sind nach über zwei Jahren das Ergebnis des vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein (MELUND) moderierten Dialogs „Landwirtschaft der Zukunft 2040“.

 (Fotolia.com)

Heute wurde in Anwesenheit des Ministerpräsidenten Daniel Günther und des Landwirtschaftsministers Jan Philipp Albrecht die Erklärung von der BUND-Vorsitzenden Dr. Claudia Bielfeldt und den Dialogpartner*innen unterzeichnet.

An knapp zehn Veranstaltungen haben Akteure aus der Agrarwirtschaft, wie Vertreter des Bauernverbands, der Landwirtschaftskammer und aktive Landwirte, Vertreter der Umweltverbände aus dem BUND Schleswig-Holstein e. V. (BUND SH) und dem Naturschutzbund SH (Nabu) sowie aus der Forschung am Dialog teilgenommen. Auch Vertreter aus der Biobranche, der Kirche und Gewerkschaften waren beteiligt.

„Noch nie haben wir so ausdauernd und intensiv und mit so großer fachlicher Tiefe diskutiert und gemeinsame Lösungen gesucht", meint Jürgen Leicher, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND und Mitglied der Steuerungsgruppe. Artensterben, Nitrat im Grundwasser, das Leid vieler Nutztiere, Niedrigpreise für die Landwirte und das Höfesterben gaben den Anlass zum Dialog.

In sogenannten Werkstattgesprächen, unter anderem zu den Themen Klima, Tierwohl, Markt, Gewässerschutz und Biodiversität, wurden Arbeitsergebnisse vorangegangener Dialogrunden zu den 24 Thesen ausformuliert. „Viele BUND-Positionen fehlen noch oder finden sich nur teilweise in den Thesen oder der Gemeinsamen Erklärung, doch es galt das Konsensprinzip welches für das notwendige Vertrauen wichtig war. Wir werden aber weiter für unsere Positionen eintreten“, so Leicher.

Die unterschiedlichen Ansichten zeigten sich vor allem bei den Themen Gewässerschutz und Moore.  Mehr Übereinstimmung gab es bei Tierwohl und Erhalt der Artenvielfalt. Insgesamt anerkannt waren die fachlichen Grundlagen zur zukunftsfähigen Landwirtschaft von Prof. Friedhelm Taube von der CAU Kiel. Leider war bisher kein Raum für eine intensivere Diskussion zum Einsatz von Pestiziden. Sehr nachteilig war auch die weitgehende Nichtteilnahme der Verarbeiter als Abnehmer der landwirtschaftlichen Produkte sowie des Handels als wichtigem Bindeglied zu den Verbrauchern. Aldi und Co. entziehen sich hier ihrer Verantwortung insbesondere zum Thema Tierwohl und kostendeckender Preise für Landwirte sowie schlüssiger Produktinformationen.

Nicht zuletzt wegen weiterer notwendiger Konkretisierung der Thesen und Behandlung bisher fehlender Themen wünscht der BUND eine Fortsetzung des Dialogs, den Wunsch nahm Minister Albrecht gern an. „Nun", sagt Martin Redepenning, Sprecher des BUND Arbeitskreises Land und Natur, „kommt es darauf an, dass die Landesregierung und Landwirte zu den Inhalten der Thesen ins Handeln kommen. Es muss der neue EU-Agrarrahmen mit seinem Spielraum entsprechend genutzt und es müssen weitere Mittel und Stellen im neuen Landeshaushalt Schleswig-Holstein bereitgestellt werden“.

Die Landesregierung trägt nun ebenfalls große Verantwortung für den notwendigen Umbau des gesamten Ernährungssektors. „Ich freue mich auf eine ambitionierte Umsetzung und Fortsetzung des Dialogs und werde dafür in meinem Verband werben und auf der politischen Ebene für entsprechendes Handeln kämpfen“, erklärt Claudia Bielfeldt, Landesvorsitzende des BUND.

Ziel für alle Beteiligten ist eine neue landwirtschaftliche Produktion, die die seit Jahrzehnten starke Fokussierung auf chemischer Basis durch Pestizide und synthetische Düngemittel sowie hoher Tierbesatzdichten in ökologisch orientierte Wirtschaftsweisen umwandelt. Um für spätere Generationen eine lebenswerte Erde zu gestalten, müssen konsequenter die natürlichen Gegebenheiten und Grenzen beachtet werden.

So gilt es auch insbesondere CO2 besser in den Böden zu binden. Hierbei haben Moore und deren Renaturierung eine herausragende Bedeutung, auch breitere Fruchtfolgen und möglichst stetige Bodenbedeckung sind zum Humusaufbau und zur CO2-Bindung erforderlich. Die in Schleswig-Holstein vorhandenen 100.000 Hektar Moor sind möglichst vollständig zu renaturieren. Ferner sind die Emissionen von Düngern sowie der Einsatz von Pestiziden drastisch zu senken und Nutztiere artgerecht zu halten.

Diese neuen Anforderungen beinhalten enorme Veränderungen in der konventionellen Landwirtschaft und für jede*n Landwirt*in. Die Landwirt*innen müssen etwa für neue Tierwohlställe erhebliche Investitionen tätigen und sich andererseits ergänzend zu ihrer bisherigen Ausbildung neue Verfahrensweisen aneignen. Der BUND fordert und unterstützt diesen Umbau.

Gerade für Berufseinsteiger*innen und Junglandwirt*innen sind dafür attraktive Bedingungen zu gestalten. Verarbeiter und Handel müssen für faire Ankaufspreise stehen. Diese Umbauleistungen müssen durch neue Rahmensetzung in Gesetzen und Verordnungen sowie Förderung dieser neuen Anforderungen gestaltet werden, für die landwirtschaftlichen Betriebe machbar sein und daran angepasste Einkommen sichern. Der Umbau ist umfassend mit den Verbrauchern zu kommunizieren, so dass diese dann verstärkt diese „neuen Produkte“ kaufen.

Mehr Informationen
www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/V/_startseite/
Artikel2021/II/210610_dialogprozess.html

Kontakt für weitere Informationen
Ole Eggers
BUND-Landesgeschäftsführer
Tel. 0178 635 07 19
Mail: ole.eggers(at)bund-sh.de

Pressekontakt
Martina Gremler
Tel. 0179 2630518
Mail: martina.gremler(at)bund-sh.de

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