Der Kormoran (Phalacrocorax carbo)

Der Kormoran, zur Familie der Ruderfüßer gehörend, ist nahezu in allen Weltgegenden heimisch. Bis in 1980er Jahre in Schleswig-Holstein ausgerottet, erholen sich die Vögel inzwischen.

Aussehen

Der Kormoran (ursprünglich Corvus marinus, dt.: Meerrabe), zur Familie der Ruderfüßer gehörend, ist nahezu in allen Weltgegenden heimisch. Weltweit umfasst die Familie der Kormorane rund 40 Arten, an den Küsten Nordeuropas und Deutschlands sind vor allem zwei Arten heimisch: Phalacrocorax carbo carbo sowie die “Festlandrasse” Ph.c. sinensis, die ihren Verbreitungsschwerpunkt im Baltikum, den Niederlanden bis hin zum Donauraum hat. In Deutschland siedelt der Kormoran sowohl an Binnengewässern als an den Küsten der Nord- und Ostsee.

Als mittelgroßer, stets in Küstennähe lebender Wasservogel hat der Kormoran eine Körperlänge zwischen 70 und über 90 cm und eine Flügelspannweite zwischen 120 und 150 cm. Das mittlere Gewicht liegt zwischen 1,7 und 3 Kilogramm, die Weibchen bleiben kleiner als die Männchen. Der Hals des Kormorans ist kräftig und lang, der Schnabel groß und hakenförmig. Das Gefieder ist überwiegend schwarz, vor allem im Prachtkleid. Die Deckfedern weisen dagegen einen bronzefarbenen Schimmer auf. Charakteristisch ist zudem der Ruderfuß, bei dem alle Zehen - auch die Hinterzehe - durch Schwimmhäute verbunden sind. 

Lebensweise

Abhängig vom Brutgebiet sind Kormorane sowohl Zugvögel als auch Teilzieher. Gebrütet wird zwischen April und Juni, in teils mehrere Tausend Brutpaare umfassenden Kolonien in Küstennähe, im Binnenland dagegen auf hohen Bäumen. Das Gelege der Kormorane umfasst in seltenen Fällen bis zu sechs Eier, in der Regel jedoch zwischen 3 und 4 Eiern. Nach einer Brutzeit von bis zu 30 Tagen beginnt für die Jungvögel eine ca. 50 Tage umfassende Nestlingszeit. Flugfähig ist der Nachwuchs nach etwa zwei Monaten. 

Ernährung

Kormorane ernähren sich fast ausschließlich von Fisch. Teils jagen sie gemeinsam tauchend nach Nahrung. Gefangen werden fast ausschließlich kleine und mittelgroße Fische von bis zu 20 cm Länge. Im Nahrungs- und Jagdverhalten sind Kormorane opportunistisch, das heißt sie konzentrieren sich vor allem auf die am leichtesten verfügbaren Fische. Für die wiederholte Behauptung, wonach der Kormoran negativen Einfluss auf die Entwicklung bestimmter Fischbestände habe oder diese in ihrem Bestand bedrohe, konnten bislang keine Belege erbracht werden. Zudem ist ein Großteil der Beutefische fischwirtschaftlich uninteressant. Wirtschaftlich genutzte Fischarten wie Hering oder Aal sollen unter 1 Prozent des Nahrungsspektrums belegen. Der fischereiwirtschaftliche Schaden bleibt unklar. 

Bestandsentwicklung und Gefährdung

Als vermeintlicher Nahrungskonkurrent des Menschen wurde der Kormoran lange Zeit intensiv bejagt und die Bestandsentwicklung durch menschliche Eingriffe stark beeinflusst. Um 1920 galt er in Binneneuropa als praktisch ausgerottet.

Traditionell und bis heute genießt der Kormoran unter Fischern und Anglern keinen guten Ruf – die demonstrative Erklärung zum “Vogel des Jahres 2010” durch den NABU und LBV stieß auf teils massive Kritik. Es ist schwer, die Diskussion versachlicht zu führen. Immer wieder fordern Fischer und Angler den pauschalen Abschuss von Kormoran erlaubt zu bekommen, egal ob objektive Nachweise eines Schadens durch Kormorane vorliegen oder nicht. Auch in Schleswig-Holstein wird zurzeit um eine Neufassung der sogenannten Kormoranverordnung, die bisher den Abschuss auch in Schutzgebieten erlaubt, gestritten.

Aufgrund von Schutzbestimmungen der letzten Jahrzehnte ist eine allmähliche Bestandserholung zu verzeichnen. Derzeit sollen in Deutschland rund 25.000 Brutpaare leben. In Schleswig-Holstein gab es im Jahr 2017 etwa 2800 Brutpaare. Davon leben mehr als 40 Prozent an der Nordseeküste und Unterelbe, ein weiteres Drittel an der Ostseeküste. Die restliche Verbreitung konzentriert sich auf das Binnenland, insbesondere den Bereich der Plöner Seen.

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