Waldreport 2016

Unsere Wälder stehen zunehmend unter Druck. Brennholz ist stark gefragt, die Holzpreise sind enorm gestiegen. Es lohnt sich heute, auch Bäume zu fällen, deren Erlös früher kaum die Kosten gedeckt hätte.

Licht und Schatten

Der BUND betrachtet diese Entwicklung einerseits positiv, weil der Rohstoff Holz wieder besser bewertet wird, anderseits aber auch mit Sorge, denn immer wieder erreichen uns Berichte von massiven Holzeinschlägen, zerstörten Waldböden, gefällten Höhlenbäumen. Andernorts sind es Kahlschläge oder durch zu starke Holzentnahme provozierte Sturmwürfe, die an der forstlichen Praxis in Deutschland zweifeln lassen. Insbesondere in Zeiten knapper Haushaltskassen wachsen auch die Begehrlichkeiten in öffentlichen Wäldern.

Besonders gravierend sind solche Eingriffe in strengen Schutzgebieten, die gefährdete Arten und Lebensräume bewahren sollen. Doch neben viel Schatten gibt es auch Licht: öffentliche Wälder, in denen das Gemeinwohl wie der Schutz der biologischen Vielfalt und die Belange der Erholungssuchenden klar vor dem wirtschaftlichen Interesse der Holzgewinnung steht. Und Privatwälder, deren Besitzer sich freiwillig für die Erhaltung wertvoller alter Bäume mit Höhlen für Fledermäuse, Vögel und Käfer in ihren Wäldern engagieren.

Im Waldreport 2016 hat der BUND deutschlandweit nach positiven und negativen Fallbeispielen gesucht. Bei zweien wurde der BUND in Schleswig-Holstein fündig.

Negativ-Beispiel: FFH-Gebiet im Revier Wüstenfelde

Es handelt sich um Eingriffe in einen FSC-zertifizierten Buchenmischwald, mitten im FFH-Gebiet „Seen des mittleren Schwentinesystems und Umgebung“. Auf mehreren Flächen von insgesamt 1,8 Hektar wurden die gesamte Humus-, Laub- und Vegetationsschicht und oberste Mineralbodenanteile abgeschoben und auf Wällen am Rande gelagert. Die bereits aufgelaufene Naturverjüngung mit Buchen wurde mit abgeschoben und zerstört.

Waldboden abgekratzt und zu Wällen aufgeschoben.  (Lutz Fähser / BUND)

Positivbeispiel: Stadtwald Lübeck

Der Stadtwald Lübeck bewirtschaftet rund 5.000 Hektar Wald. Das Konzept der Lübecker „Naturnahen Waldnutzung“ wurde 1994 vom BUND-Mitglied und stellvertretenden Sprecher des BUND-AK Wald Lutz Fähser eingeführt. Es wurde in einem achtjährigen Entwicklungsprozess zusammen mit Interessierten, Sachkundigen und Zuständigen entwickelt. Deshalb ist die Identifizierung und Zustimmung der Einwohner groß.
Der Forstbetrieb unterhält 250 km Wander-, Reit-, und Radwege und führt jährlich rund 3.000 Interessierte durch den Wald. Der Personalstand ist mit fünf Mitarbeitern pro 1.000 Hektar relativ hoch und erfüllt dadurch hohe Leistungsansprüche der Öffentlichkeit an die vom Stadtwald betreuten Naturschutzgebiete, an die Erholungsgebiete, an Naturbildung und an die Ausbildung von zukünftigen Forstwirten. Der Stadtwald ist nach Naturland und FSC zertifiziert.

Naturverjüngung unter alten Buchen und Eichen.  (Lutz Fähser / BUND)

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