BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Mit einem Riesen-Staubsauger gegen Diesel-Fahrverbrote?

12. April 2019 | Mobilität, Umweltgifte

Am 6. Februar ließ die Stadt Kiel in unmittelbarer Nähe der Messstation und für einige Tage zu Testzwecken eine mobile Absauganlage am Theodor-Heuss-Ring abstellen, wohlgemerkt auf dem Radweg- und Fußweg!

Die Anlage mit einer Breite von 2,4 Metern, einer Höhe von 2,5 Metern und einer Länge von 4,8 Metern - also in etwa in der Größe eines Standard-Containers - blockierte nicht nur komplett den Radweg, sondern auch noch ein Drittel des Fußweges. Nach einer Tingeltour durch weitere Städte, wurde der Riesenstaubsauger im April, ca. vom 4.4. – 9.4., noch mal 6 Tage getestet. Im April wurde mit weiteren Messgeräten durch die Firma Purevento direkt am Staubsauger gemessen. Wenn die NO2-Werte um mindestens 10 % sinken sollten, sollen davon auf 200 Metern Länge mehrere dieser Container abgestellt werden. Die Firma Purevento will für den 9.4. eine deutliche Wirkung festgestellt haben.

Die eh schon für Fußgänger und Radfahrer unattraktiven Wege werden dann zusätzlich auch noch deutlich gefährlicher. Radfahrer sollen dann einfach auf den Fußweg ausweichen. Damit nötigt man sie, dicht an der Hauswand entlang zu radeln. Kommt dann ein Fußgänger zur Unzeit aus dem Hauseingang, könnte er vom Radfahrer auf die Hörner genommen werden. Auch wenn es nicht die wichtigste Route der Radfahrer ist, so zeigt doch die Hitzekarte von bikecitizens, dass diese Strecke – zumindest bei den aktuell 251 Nutzern in Kiel – nicht ganz unwichtig ist: https://www.bikecitizens.net/de/staedte/kiel/

Da beteuert die Stadt, dass man die Radverkehrsbedingungen drastisch verbessern und ausbauen will und muss, auch um die Einhaltung der Stickoxid-Grenzwerte einhalten zu können. Und dann das, was für ein fatales Signal!

Wenn der Riesenstaubsauger tatsächlich die Luft deutlich verbessern sollte, dann kann er gerne auf dem Theodor-Heuss-Ring mehrfach abgestellt werden, aber bitte auf der rechten Fahrbahn! Da würde er dann auf jeden Fall wirken, nämlich durch Reduktion der drei auf zwei Fahrspuren…
Oder gerne auch auf dem Mittelstreifen. Ach so, da ist der Ansaugstutzen zu weit von der Messstation entfernt? Da könnte ja ein Elefanten-Saugrüssel direkt zur Messstation helfen…

Wir haben mal eine vorläufige Auswertung der Messwerte der offiziellen Messstation vorgenommen:

Zeitpunkt  -------- Stickoxide (Stundenmittelwerte) [µg/m3] ------- Bemerkungen

1.1. - 31.1.2019 ----------------- 51,6729475

1.2. - 28.2.2019 ----------------- 50,8887172

1.3. – 31.3.2019 ---------------- 43,5328671

1.4. – 3.4.2019 ------------------ 69,5147059 ----------------- Apriltage vor den 6 Tagen Absaugen

4.4. – 9.4.2019 -----------------  82,3142857 ---------------- Ungefährer Zeitpunkt der 6 Tage Absaugen

9.4.2019 ---------------------------- 86,3478261 ---------------- Purevento will Wirkung festgestellt haben 

Fazit: Nachdem die Werte zwischen Januar und März vergleichsweise niedrig waren, steigen sie im April wieder an. An den April-Tagen vor dem Absaugen waren die Messwerte mit 69,5 noch deutlich niedriger als während der 6 Absaug-Tage mit 82. Und am 9.4., an dem die Firma Purevento eine Wirksamkeit bei seinen Messergebnissen festgestellt haben will, sind die Werte mit 86 am höchsten!

Ob die Absauganlage wenigstens funktioniert, kann jeder selbst überprüfen:

https://www.umweltbundesamt.de/daten/luftbelastung/aktuelle-luftdaten

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