Die Investoren werden aufgefordert nachzuweisen, dass der gesetzliche Schutz einer Quelle sowie die Stabilität des Steilhanges mit dem Bauvorhaben vereinbar sind. Bis dahin sollen Bodenbewegungen bzw. -versiegelung auf dem Gelände nicht gestattet sein. Der BUND SH ist entsetzt über die dramatischen Vorkommnisse der letzten Tage rund um den Flensburger Bahnhofswald.
Damit die Bäume im Flensburger Bahnhofswald fallen, sind dem Investor des Hotelkomplexes offensichtlich alle Mittel recht gewesen. Am Freitagmorgen rückte eine mit Kettensägen ausgerüstete „Privatarmee“ den ersten Bäumen und auch den Baumbesetzer*innen in einem Akt der Selbstjustiz zu Leibe. Bäume, auf denen sich Menschen befanden, wurden angesägt. Die Polizei musste einschreiten. Und doch dauerte es noch eine weitere halbe Stunde bevor dem Kettensägenmassaker Einhalt geboten werden konnte. Über einen langen Zeitraum konnte der Staat seine hoheitlichen Aufgaben nicht durchsetzen. In der Folge überreagierte die Staatsmacht dann. Sogar Einsatzkräfte aus Hamburg und Niedersachsen wurden angefordert. Der Einsatz gilt inzwischen als einer der größten an der Förde in der Nachkriegszeit! Unter dem Vorwand des Schutzes des Eigentums wurden die Polizeikräfte instrumentalisiert und gingen entgegen aller Hygieneregeln gegen die Umweltaktivist*innen vor Ort vor. Am Montag wurden Baumhäuser zerstört und viele der nach Artenschutzrecht geschützten Fledermaus-Habitatbäume gefällt. „Nur aufgrund eines Widerspruchs des BUND SH gegen die genehmigte Waldentwidmung fielen in den vergangenen Tagen nicht alle Bäume der Säge zum Opfer. Dabei wurden jedoch hunderte Menschen über vier Tage einer vollkommen unnötigen Infektionsgefahr ausgesetzt“, so Ole Eggers, Geschäftsführer des BUND SH. „Die Fällaktion brachte nicht nur die Baumbesetzer*innen vor Ort in akute Lebensgefahr. In dem Corona-Hotspot Flensburg mussten auch hunderte herbeigeeilte Umweltschützer*innen ebenso wie die Polizeieinsatzkräfte ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.“
Der BUND SH verurteilt die Selbstjustiz seitens des Investors aufs Schärfste und ist im höchsten Maße irritiert, wie der Staat sich das Heft des Handelns abnehmen lässt. „So etwas stellt man sich im brasilianischen Urwald vor, aber nicht in Deutschland. Mit dieser haarsträubenden Aktion wurden Menschenleben akut gefährdet, das ist nicht zu entschuldigen“, erzürnt sich Eggers noch Tage nach dem Unrecht. Seit Monaten setzen sich der BUND SH in Flensburg zusammen mit einer Bürgerinitiative und mit Unterstützung von mehreren winterfesten Baumbesetzer*innen gegen die ökologisch inakzeptable Beseitigung des Flensburger Bahnhofswaldes ein. Noch am Donnerstag hatte die Oberbürgermeisterin aufgrund der dramatischen Coronasituation in der Stadt mitgeteilt, sie könne eine Räumung nicht verantworten. „Darauf habe man sich verlassen“, so Brigitte Rotermund, Kreisgruppensprecherin des BUND in Flensburg und kommentiert weiter: „Dass die Investoren schon am darauf folgenden Morgen hinter einem kurzfristig errichteten Bauzaun und abgesichert durch hundert angeheuerte private Sicherheitskräfte die Säge ansetzen ließen, zeugt von vorsätzlicher Planung und unglaublicher Rücksichtslosigkeit.“
„Dass Bürgermeisterin Simone Lange den Vorfall nutzte, um den Wald entgegen ihrer Ankündigung und trotz der Corona-Situation doch noch am Sonntag räumen zu lassen, ist befremdlich. Ihre Begründung, das Baumdorf, wo einzelne Protestierende seit Monaten in ihren Baumhütten ausharrten, müsse aufgrund der geltenden Corona-Ausgangssperre geräumt werden, ist in Anbetracht der Gesamtsituation an Irrationalität kaum zu überbieten“, so Rotermund abschließend.
Pressekontakt
Ole Eggers, Geschäftsführer , BUND-Schleswig-Holstein, ole.eggers@bund-sh.de, 0178 63 50 719
Brigitte Rotermund, BUND Kreisgruppe Flensburg, brigitterotermund@t-online.de