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Kiel/ Neumünster. Eine nachhaltige Wasserpolitik in Schleswig-Holstein fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Schleswig-Holstein e. V. (BUND SH). Eine entsprechende Resolution hat seine Delegiertenversammlung einstimmig beschlossen. Sie repräsentiert die mehr als 13.000 Unterstützenden des meinungsbildenden Umwelt-, Klima- und Naturschutzverbandes im nördlichsten Bundesland.
„Der Schutz unserer Gewässer ist eine der dringendsten Aufgaben der Daseinsvorsorge“, appelliert die Sprecherin des BUND-Landesarbeitskreises Wasser, Franziska Eggers, Mitautorin der BUND-Resolution, an die Landesregierung. „Unbelastetes Wasser in ausreichender Menge ist die überlebenswichtige Grundlage für eine intakte Umwelt, für die Gesundheit, das Wohlbefinden und den sozialen Frieden in unserer Gemeinschaft.“
Stoffliche Belastungen, die Folgen des Klimawandels, ein wachsender Nutzungsdruck auf die Flächen und steigender Wasserverbrauch stellen das Land vor existenzielle Herausforderungen. Der BUND fordert die Landesregierung auf, eine Wasserstrategie nach nationalem Vorbild zu entwickeln.
Extremwetterereignisse bescheren Norddeutschland voraussichtlich einen Wechsel aus Dürren und Starkregen. In naher Zukunft bedeutet das zusätzlichen Stress für die Gewässer. Bisher nicht bekannte Verteilungsdiskussionen und Konflikte zwischen Landwirtschaft, Naturschutz, Industrie und Wasserwirtschaft sind dadurch vorprogrammiert.
Der BUND SH fordert deshalb Investitionen in Wassermanagementkonzepte für alle Wassereinzugsgebiete in Schleswig-Holstein. „Wir brauchen sowohl genug Trinkwasser als auch genug Wasser für unsere Ökosysteme. Feuerlöschteiche müssen ausreichend gefüllt sein, die Landwirtschaft will ihre Tiere tränken und Felder bewässern, und Betriebe brauchen ebenfalls Wasser“, erklärt Andreas Scholl, der als Co-Sprecher des Arbeitskreises die Resolution mitverfasst hat. „Wir müssen die Wassermengen realistisch durchrechnen und in Wassereinzugsgebieten denken – und nicht auf Verwaltungsebenen, wie im neuen Landeswassergesetz vorgesehen. Gerade das Grundwasser hält sich an keine administrativen Grenzen!“
Zur Anpassung an den Klimawandel fordert der BUND SH die Landesregierung auf, finanzielle Förderung von natürlicher Wasserrückhaltung durch Schwammstadt-Konzepte sowie die Entwicklung von blau-grün-grauer Infrastruktur, zum Beispiel durch Versickerungsflächen und Renaturierungsprojekte bereit zu stellen. Mehr so genannte Retentionsräume, also natürliche Flussauen, Moore und Feuchtgebiete, gezielte Entsiegelungsmaßnahmen und der Verzicht auf vermeidbare Flächenversiegelungen sind notwendig.
Auch um die Qualität des Wassers macht sich der BUND SH Sorgen. Da die EU-Wasserrahmenrichtlinie seit 25 Jahren nur schleppend umgesetzt wird, geht es den Gewässern im Land überwiegend schlecht. Nur sechs Prozent der Fließgewässer und 1,6 Prozent der Seen in Schleswig-Holstein sind in einem guten ökologischen Zustand. Grund ist in erster Linie die hohe Belastung durch Stickstoff und Phosphat. „Das Düngegesetz ist nicht ausreichend. Wir brauchen endlich wirksame und verursachergerechte Maßnahmen zur Nährstoffreduzierung! Zu viele Nährstoffe führen zum Verlust der Artenvielfalt und zu Sauerstoffmangel in den Gewässern“, sagt Bini Schlamann, Agrar- und Biodiversitätsreferentin beim BUND SH. Zur Nährstoffbelastung kommen außerdem Verunreinigungen durch Spurenstoffe wie Mikroplastik, Medikamentenrückstände, PFAS und Pestizide hinzu. Die Modernisierung der Klärwerke mit der dafür notwendigen vierten Reinigungsstufe geht viel zu langsam voran. Die beiden bisher geplanten Pilotprojekte reinigen noch nicht einmal ein Prozent der Abwässer im Land zwischen Meeren.
Hier finden Sie die Resolution: „Nachhaltige Wasserpolitik und Renaturierung der Gewässer in Schleswig-Holstein“
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