BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Verkehrsrückgang durch Corona – ein Blick in die Mobilität der Zukunft?

27. April 2020 | Mobilität, Klimawandel

Weltweit ist ein großer Teil des öffentlichen Lebens zum Erliegen gekommen. Der Verkehr geht allerorten auch in Schleswig-Holstein sichtbar und hörbar zurück. Der LBV (Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr SH) meldet für den Zeitraum vom 23.3. bis 12.4. im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an 12 Dauerzählstellen von Bundestraßen und Autobahnen einen Verkehrsrückgang um 35 Prozent. Die Landespolizei stellte einen landesweiten Rückgang der Unfälle mit Kfz im Monat März 2020 gegenüber März 2019 um ca. 40 Prozent fest. Die Stadt Kiel stellte an sechs ihrer Dauerzählstellen Verkehrsrückgänge von rund 40 Prozent fest, je nach betroffener Kreuzung auch bis 51 Prozent. Verglichen wurden hier die Woche vor und die nach Einleitung von Epidemiemaßnahmen am 16.3. Für Lübeck hat der BUND im gleichen Zeitraum zwei Hauptstraßenzüge ausgewertet und Kfz-Rückgänge von 37 und 40 Prozent festgestellt.

autofrei durch Pandemi-Maßnahmen April 2020: Autofrei durch Pandemie-Maßnahmen  (Kirsten Kock / bund-sh.de)

Kiel. Für Lübeck hat der BUND 58 Kontaktschleifen in zwei Straßenzügen ausgewertet. Für drei Kreuzungen der Fackenburger Allee (1. Fackenburger Allee/Schönböckener Str. bzw. bei der Lohmühle, 2. Fackenburger Allee/Ziegelstraße, 3. Fackenburger Allee/Werner-Kock-Straße) wurde an insgesamt 36 einzelnen Kontaktschleifen ein Verkehrsrückgang um ca. 40 Prozent festgestellt. Hier gab es leider ein paar Datenlücken. Für die Lohmühle-Karlsstraße wurden ebenfalls drei Kreuzungen (1. Fackenburger Allee/Schönböckener Str. bzw. bei der Lohmühle, 2. Karlstraße/Katharinenstraße, 3. Bei der Lohmühle/An der Hansehalle) mit insgesamt 22 Kontaktschleifen ausgewertet. Hier gab es zwischen Woche 10 und 13 einen durchschnittlichen Rückgang um 37 Prozent.

Die Auswirkungen der Coronakrise erlauben – zumindest was den Kfz-Verkehr angeht - einen Blick auf die zukünftige Mobilität. Die Landeshauptstadt Kiel hatte in ihrem „Masterplan Mobilität KielRegion“ und dem „Masterplan 100% Klimaschutz“ bereits beschlossen, den lokalen Kfz-Verkehr bis 2035 um 40 Prozent - also auf den aktuellen, coronabedingten Stand - zu reduzieren. Kirsten Kock, Mobilitätsreferentin beim BUND, stellt fest: „Die epidemiebedingten Einschränkungen reduzierten den Kfz-Verkehr innerhalb von nur 2 Wochen um rund 40 Prozent. Wir haben in kürzester Zeit gelernt, unser Verhalten komplett zu ändern. Denn veränderte Bedingungen erfordern ein angepasstes Verhalten. Auch die Verhaltensänderungen, die für eine klimafreundliche Mobilität notwendig sind, sind einfach und schnell umzusetzen, wenn die politischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen stimmen.“

„Wir erleben gerade auf den Magistralen der großen Städte, wie leer und damit überdimensioniert sie für die Mobilität der Zukunft sind“, so Ole Eggers, Geschäftsführer des BUND: „Es ist ein volkswirtschaftlicher Irrsinn, jetzt noch in den Aus- und Neubau von großen Autostraßen zu investieren. Der Rückbau vierspuriger Trassen auf angemessene Straßenquerschnitte mit zukunftsfähigen, breiten Radwegen und großflächigen Entsiegelungen im Mittelbereich zur Ableitung der vorhergesagten Starkregen ist angesagt. Dahin geht die Reise“. Der BUND fordert ein sofortiges Moratorium jeglichen Straßenaus- und neubaus in Schleswig-Holstein sowie eine Modellierung der zukünftigen Verkehrsströme auf Schiene und Straße für einen Masterplan Mobilität Schleswig-Holstein.

Pressekontakt BUND SH:
Kirsten Kock, Mobilitätsreferentin des BUND SH, kirsten.kock@bund-sh.de, 0431/ 660 60-41
Ann Kristin Montano, Referentin für Naturschutz und Öffentlichkeitsarbeit BUND SH, annkristin.montano@bund-sh.de, Tel.: 01525/3789231
Ole Eggers, Geschäftsführer BUND SH, ole.eggers@bund-sh.de, Tel.: 0178/6350719

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