Feuerwerk - die Geister, die wir riefen!

10. Juli 2019 | Lebensräume, Meere, Nachhaltigkeit

Die Kieler Woche, die Sprottentage und Aalregatta in Eckernförde oder das Großenbroder MeerBühnenFest – sie und viele andere Veranstaltungen haben eines gemeinsam: Sie schießen jedes Jahr Unmengen an Müll in den Himmel. Umdenken möchte hier wohl keiner.

Wunschzettel KiWo Kein Feuerwerk Wunschzettel auf der Kieler Woche.

Es ist die ewig selbe Mär – eine große Veranstaltung muss mit einem imposanten Höhepunkt enden. Und was könnte dabei angemessener die überragende Klasse eines Highlight-Events repräsentieren als das Feuer daselbst? Aber bunt soll es sein, und für alle sichtbar!

Feuerwerk diente ursprünglich dazu, böse Geister abzuwehren. Doch die Geister, die damit erst gerufen wurden, werden wir nun nicht mehr los. Laut Umweltbundesamt hat das gesammelte Feuerwerk zu Silvester erhebliche Auswirkungen auf die Luftqualität. Aber nicht nur zu Silvester ist Feuerwerk problematisch: Winzige Feinstaub-Teilchen, die durch das Feuerwerk, egal wann, entstehen, können sich in die Lunge setzen und zu Atemwegserkrankungen führen.

Ein bunter Moment am Himmel – jahrhundertelang Müll auf der Erde

Noch gravierender sind allerdings die Schäden für die Natur. Die explosive Lautstärke samt grellem Lichtreiz in der Nacht erzeugen für wildlebende Tiere einen starken Stresszustand. Da sie die Situation nicht einordnen können, können sie ihr oft nicht entfliehen. Die Orientierung wird beeinträchtigt, Lebewesen reagieren aufgeschreckt und verstört.

Der wissentlich in die Umwelt geschossene Müll verseucht Böden und Küstengewässer. Plastik, Farben und verbrannte Knallkörper landen im Meer und an Land. Zu jeder Größe von Plastikmüll gibt es ein Tier, das diesen als Futter erachtet, ihn frisst und im schlechtesten Fall daran verendet. Dass Plastik nicht verrottet, ist hinlänglich bekannt. Dass Müll nicht in die Natur gehört, auch. Doch „Augen zu“ heißt die Devise der vielen Orte, die ihren Urlaubsgästen oder Besucher*innen ein noch größeres Highlight bieten wollen als im Jahr zuvor.

Die Widersprüchlichkeit des Verhaltens

Müll – insbesondere Plastikmüll – wird in den nächsten Jahren ein immer größeres Problem darstellen. Die EU leitet daher erste Schritte ein, um bestimmte Einwegprodukte aus Plastik endlich aus den Läden zu verbannen. Doch, dass ein Ort statt seines Feuerwerks mit atemberaubenden ambitionierten und müllfreien Spektakeln aufwartet, ist undenkbar?

Das Umweltbundesamt im kleinen Nachbarland Österreich beziffert die jährlich zusätzlich entstehende Müllmenge allein durch Feuerwerk auf bis zu 1.000 Tonnen. Deutschland ist gut viermal so groß wie Österreich. Aber selbst, wenn wir nur das Feuerwerk im nördlichsten Bundesland betrachten, Fakt ist: Es entsteht jedes Mal ein Haufen Müll!

Müll, der oft genug in unseren Meeren landet, der zum Meeresboden sinkt und dort das sensible Boden-Ökosystem beeinflusst. Plastikmüll, der leicht schwimmt und durch Meeresströmungen in die Ozeane eingetragen wird. Müll, der von Fischen und Wasservögeln geschluckt wird, bis diese aufgrund der Plastikmengen im Magen keine Nahrung mehr zu sich nehmen können und verhungern.

Der BUND fragt nach

Auf Anfrage an die Eckernförde Touristik & Marketing GmbH nach Art und Menge der abgeschossenen Pyrotechnik bei den Eckernförder Sprottentagen kam als Antwort ein Hinweis auf die Website, auf der die Feuerwerke bei Sprottentagen, Aalregatta und Piratenspektakel bewertet werden konnten. Dieses Abstimmungs-Tool – primär dazu ausgelegt, die verschiedenen Feuerwerke zu benoten – sollte nun die einzige Möglichkeit darstellen, grundsätzliche Kritik an der Veranstaltungsform zu übermitteln. Eine inhaltliche Auseinandersetzung auf die Anfrage fand nicht statt. Eine Antwort auf die weitere Nachfrage, ob die Stadt und die Touristik nicht mit gutem Beispiel vorangehen möchten, blieb aus. Eckernförde hat im letzten Jahr seine sommerlichen Feuerwerke auf drei erhöht.

Der BUND fordert:

  •  ein Umdenken hin zu müllfreien Veranstaltungshighlights, die Tieren unnötigen Stress ersparen
  •  Sensibilität von Touristik-Zentren und Kommunen für die Relevanz des Themas
  •  Entwicklung alternativer Veranstaltungsformate, die die umliegende Artenvielfalt sowie die Belange des Umweltschutzes berücksichtigen

Mitmachen:

Schreiben Sie Ihren ganz persönlichen Protest an info(at)ostseebad-eckernfoerde.de und fordern Sie müllfreie Veranstaltungshighlights. Entweder in eigenen Worten oder auch gern mit dem vorformulierten Text:

"Sehr geehrte Mitarbeiter*innen der Eckernförde Touristik & Marketing GmbH,

es ist Zeit für müllfreie Veranstaltungshighlights. Feuerwerke sind kein für die heutige Zeit akzeptables Event. Sie beeinträchtigen und gefährden Lebewesen zu Wasser und an Land und können zum Tod vieler Tiere führen. Ich fordere Sie auf, zukünftig alternative Veranstaltungsformate als Saisonhöhepunkte zu entwickeln.

Mit freundlichen Grüßen"

 

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