Hintergrund
Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in den Ballungsräumen wächst und viele Kommunen im ländlichen Raum fordern die Ausweisung immer neuer Baugebiete, um dem Bevölkerungsschwund entgegenzuwirken und ihren Haushalt zu konsolidieren. Der wachsende Flächenbedarf zerstört wertvolle Natur- und Kulturlandschaften Schleswig-Holsteins. Alle politisch handelnden Akteur*innen sind angesichts der immer knapper werdenden Ressource Boden aufgefordert, den Flächenverbrauch zu stoppen.
Die Bundesregierung hat sich in ihrer Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel gesetzt, den wachsenden Flächenverbrauch für Siedlung und Verkehr bis zum Jahr 2030 auf 30 Hektar (ha; entspricht 100 x 100 Metern) pro Tag zu senken. Die Innenentwicklung der Kommunen soll dabei gegenüber der Außenentwicklung priorisiert werden. Noch immer liegt die Neuinanspruchnahme von Flächen mit 74,4 ha / Tag (2018) deutlich über dem Richtwert – das Ziel von 30 ha / Tag für 2016 ist auf das Jahr 2030 verschoben worden.
Die Umwandlung von wertvollen Böden in Siedlungs- und Verkehrsfläche liegt 2018 in Schleswig-Holstein laut Statistikamt Nord bei 3,1 ha / Tag und damit deutlich über den sich aus der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ergebenden 1,3 ha / Tag. Vor allem in ländlichen, häufig stagnierenden oder schrumpfenden Regionen ist der Zuwachs an verbrauchter Fläche besonders hoch. Die Entwicklungen von Bevölkerungstand und Siedlungs- sowie Verkehrsfläche haben sich deutlich entkoppelt (siehe Grafik).
Die wachsende Versiegelung von Böden zerschneidet Biotope und reduziert die Biodiversität (biologische Vielfalt). Versiegelte Flächen können – insbesondere bei sich häufenden Starkniederschlagsereignissen – das Regenwasser nicht mehr aufnehmen und überfordern die Abwassersysteme. Aber nicht nur Natur und Klima leiden unter den Folgen von Versiegelung: Zersiedlung auf der Grünen Wiese führt zu mehr Autoverkehr, verlassenen und verödeten Ortskernen, sozialer Entmischung und hohen Unterhaltskosten für Infrastruktur. Auch die Landwirtschaft leidet unter der voranschreitenden Siedlungsausweitung. Zwischen 1993 und 2013 nahm die landwirtschaftliche Fläche in Schleswig-Holstein mehr als viereinhalb Prozent ab. Die durch den Nutzungsdruck auf die Fläche stetig steigenden Bodenpreise führen dazu, dass immer mehr Landwirt*innen überlegen, anstelle von wenig profitabler landwirtschaftlicher Nutzung, ihre Flächen durch andere Nutzungen zu verwerten.
Folgen des Flächenverbrauchs
Übersicht
Zum Flächenverbrauch
Ist die Ausweisung von Neubaugebieten wirklich alternativlos und zum Vorteil der Gemeinde?
Welche Möglichkeiten hat die Gemeindevertretung, Flächensparziele festzulegen?
Wie kann eine konsequente Innenentwicklung in meiner Kommune sichergestellt werden?
Welche Chancen bietet eine Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden?