BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Innenentwicklung fokussieren

Kommunale Förderprogramme

Geförderte Sanierungen können ein Baustein einer flächenschonenden Politik sein  (Merlin Michaelis)

Einige Kommunen fördern die Innenentwicklung bereits durch eigene Programme, die Anreize für private Bauwillige schaffen sollen, Altimmobilien umzunutzen oder auszubauen. Solche Programme richten sich meist an junge Familien und sollen diese vom Kauf und Aus- bzw. Umbau von alten Bestands-Immobilien überzeugen. Förderprogramme können darüber hinaus aber z. B. auch die Schließung von Baulücken finanziell unterstützen oder die Sanierung bzw. den Abriss inkl. Neubau alter Gebäude attraktiver gestalten.

Die Höhe solcher Zuschüsse bezieht sich meist auf die Gesamtsumme des Kaufbetrages und wird z. B. auch abhängig von der Zahl der Kinder in einem Haushalt gezahlt.
Wichtiger Bestandteil vieler kommunaler Förderprogramme ist das Angebot der Kommunen, eine kostenlose Erstberatung für Interessierte durch ein Architektur- oder Ingenieursbüro zu finanzieren oder zu unterstützen. Als besonders flächenschonend erweisen sich bisher Programme in Gemeinden mit Bevölkerungsrückgang oder zunehmendem Leerstand, die damit ein Gegenangebot zur Ausweisung von Neubaugebieten setzen. Hilfreich kann es sein, ein solches Programm durch  eine Art „Immobilienbörse“ zu unterstützen. Eine solche Börse kann z. B. online als Austauschplattform dienen und potenzielle Käufer*innen und Eigentümer*innen von Immobilen zusammenbringen.
Besonders im Hinblick auf die Reaktivierung von Altbeständen können kommunale Förderprogramme Wirkung zeigen: So unterstützen solche Programme entweder den Abriss und Neubau oder den Aus- bzw. Umbau von wenig genutzten Gebäuden. Das kann besonders dann für eine effiziente Flächennutzung hilfreich sein, wenn kommunale Förderprogramme Vorgaben darüber enthalten, dass eine Mindestzahl an Wohnungen auf der neu erworbenen Fläche gebaut werden muss.
Kommunale Förderprogramme haben dann Einfluss auf den Flächenverbrauch, wenn sie durch finanzielle Anreize die Nachfrage auf Bestandsimmobilien lenken. Wirksam kann ein solcher Ansatz jedoch nur sein, wenn Kommunen gleichzeitig darauf verzichten, großzügig neue Flächen auszuweisen.
So wird deutlich, dass kommunale Förderprogramme zur Unterstützung von Innenentwicklung vor allem dann zielführend sind, wenn sie bestehende Programme und Festsetzungen der Kommunalpolitik aufgreifen oder ergänzen. Nationale oder Landes-Programme, wie die Städtebauförderung oder die Dorferneuerung, können mit der kommunalen Förderung harmonisch ineinandergreifen.

Der Vorteil kommunaler Förderprogramme besteht darin, dass sie durch das vorhandene Wissen um die örtlichen Gegebenheiten besonders bedarfsgerecht wirken können. Dadurch, dass kommunale Förderprogramme dazu anregen, vor Ort Kapital zu investieren und lokale Unternehmen Bauaufträge erhalten, tragen solche Programme auch direkt zur Wertschöpfung vor Ort und damit zur Regionalentwicklung bei. Darüber hinaus führt die Konzentration auf die Bestandsreserven zum Erhalt oder sogar zur Aufwertung der Ortskerne. Zusammen mit dem Verzicht auf Neubaugebiete führt dies zu geringeren Infrastrukturkosten pro Kopf bzw. zu einer besseren Auslastung der technischen und sozialen Infrastruktur und damit zu Haushaltsentlastungen. Deshalb sollten die Programme zukünftig deutlich mehr Aufmerksamkeit erfahren.

„Jung kauft alt“

Unter dem Begriff „Jung kauft alt“ oder auch „Alt baut um für Jung“ haben sich bereits deutschlandweit Initiativen gebildet, deren Ziel es ist, eine junge Klientel für den Erwerb und Umbau alter Bausubstanz zu motivieren. Alte Gebäude, die häufig nicht mehr bewohnt werden oder dadurch, dass Partner*innen der Bewohner*innen verstorben und Kinder bereits ausgezogen sind, nur noch unzureichend genutzt werden, sollen so einem neuen Zweck zugeführt werden.Die Nutzung von bereits vorhandener Bausubstanz bietet eine einfache, kosten- und aufwandsarme Möglichkeit, dem Neubau und der damit einhergehenden Versiegelung von Fläche zu begegnen.

Ein kommunales Förderprogramm „Jung kauft Alt“ liegt vor allem im ländlichen Raum nahe, wo die vergleichsweise niedrigen Bodenpreise noch nicht genü- gend Druck aufbauen, um solche Bestände ohne Förderung umzunutzen. Dies kann ein wirksames Instrument zur Reaktivierung von Ortskernen darstellen und den Erhalt der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum unterstützen. So wird die vorhandene Infrastruktur ausgelastet und die Ortskerne bleiben aktiver, lebenswerter Mittelpunkt des Ortslebens. Unterstützung seitens der Kommunen kann z. B. durch Zuschüsse für Altbaugutachten oder direkt als finanzieller Anreiz für den Erwerb von alten Wohnhäusern erfolgen. Die Förderungssumme für den Erwerb kann sich z. B. direkt an der Zahl der im Haushalt lebenden Kinder orientieren, um eine Verjüngung der Kommune zu fokussieren. Durch die finanziellen Vorteile durch Neu-Bewohner*innen lässt sich ein solches Programm auch für kleinere Gemeinden kostendeckend aus Eigenmitteln finanzieren.
Ein gelungenes Beispiel für ein solches Programm ist die
Gemeinde Hiddenhausen in Nordrhein-Westfalen. Detailles finden Sie Hier

Städtebauförderung

Die Städtebauförderung ist ein Förderprogramm des Bundes und der Länder zur Unterstützung von Städten und Dörfern. Der inhaltliche Fokus liegt dabei auf:

› sanierungsbedürftigen, älteren Stadtkernen,
› dem Denkmalschutz,
› dem Stadtumbau in vom Leerstand betroffenen Wohnquartieren sowie
› der Förderung von Stadtteilen mit einem besonderen sozialen Entwicklungsbedarf

Viele der Maßnahmen wurden ursprünglich eingeführt, um den Neuen Bundesländern eine finanzielle Unterstützung bei der Angleichung der Lebensverhältnisse zu erleichtern. Mittlerweile kommen diese Programme aber bundesweit zum Tragen. Zu diesem Zweck enthält die Städtebauförderung die Einzelprogramme:

› „Städtebaulicher Denkmalschutz“ (seit 1991),
› „Soziale Stadt“ (seit 1999),
› „Stadtumbau“ (seit 2002)
› „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ (seit 2008).

Mit der Städtebauförderung soll die Entwicklung von Kommunen in Richtung zukunftsfähiger, lebenswerter Wohn-, Arbeits-, und Wirtschaftsstandorte unterstützt werden, wobei der Fokus vor allem darauf liegt, nachhaltigen Städtebau zu unterstützen. Die Fördermittel sollen Leerständen und sozialen Missständen entgegenwirken und den Städten ermöglichen, die Infrastruktur, das Wohnungsangebot und die Lebensqualität zu verbessern.
Somit bezieht sich die Förderung nie auf ein Einzelprojekt, sondern immer auf Gesamtmaßnahmen innerhalb eines festgelegten Gebietes. Die entstehenden Kosten der Förderung werden von Bund, Ländern und Gemeinden zu je einem Drittel getragen. Zur Sicherung einer nachhaltigen Ortsentwicklung sieht die Förderung auch die Wiedernutzung von Brachflächen von Industrie, Eisenbahn und Bundeswehr sowie die Verbesserung einer „grünen Infrastruktur“ vor. Für Gemeinden wird durch die Förderung die Nachverdichtung erheblich vereinfacht, was wiederum dem Flächenschutz zugutekommt. Details finden Sie Hier

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