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Folgekosten schätzen

Auch die Einrichtung und Erhaltung sozialer Infrastruktur stellt einen Kostenfaktor dar  (Charyl Patrice Lee / Pixabay)

Häufig werden neue Baugebiete ausgewiesen, um durch den Zuzug finanzkräftiger Neubürger*innen den kommunalen Finanzhaushalt zu stärken. In der Vermutung, diese potenziellen Bewohner*innen wünschten sich ein Einzelhaus mit Garten, werden neue Baugebiete auf der Grünen Wiese geplant. Bei genauerer Analyse kann dies nicht nur zu hohen Kosten für die Allgemeinheit durch Umweltschäden führen, sondern auch den Haushalt der Kommune belasten.

Drei Bereiche bestimmen die siedlungsstrukturell bedingter Kosten in hohem Maße:

Mobilität und Verkehrssysteme
Technische Erschließungsinfrastrukturen
Soziale Infrastrukturversorgung

Darüber hinaus können vor allem in größeren Kommunen die Lage der Gebiete sowie ihre Nutzungsdichte zu entscheidenden Kostenfaktoren werden. Man sollte annehmen, dass Entscheidungen über Baulandausweisungen – abgesehen von der Betrachtung ökologischer und sozialer Gesichtspunkte – ökonomisch rational getroffen werden. Eine solche Kosten-Nutzen-Rechnung verrechnet den kurzfristigen Profit mit der langfristigen ökonomischen Gesamtwirkung der Entscheidung. Die moderne, „dopische“ Haushaltsplanung verlangt deswegen jetzt schon anteilige Rückstellungen für alle Infrastrukturen,
die in den kommenden 30 Jahren anfallen.
Die Kommunen beteiligen sich bei der Ausweisung von Neubaugebieten geringfügig an den benötigten Erschließungsstraßen. Im Rahmen städtebaulicher Verträge können die Investor*innen diese Kosten sogar vollständig übernehmen. Die Unterhaltungskosten für Betrieb und Instandsetzung der Infrastruktur tragen die Kommunen hingegen meist zu 100 Prozent selbst. Schon nach wenigen Jahrzehnten kann der Gemeindeanteil die einmaligen Erschließungskosten deutlich übersteigen. Diese Kostenfaktoren findet bei Abwägungsentscheidungen bisher wenig Beachtung.

Mit dem Folgekostenschätzer sind die langfristigen Kosten kalkulierbar  (Screenshot aus dem FolgekostenSchätzer 6.0 des Büros Gertz Gutsche Rümenapp)

Darüber hinaus spielen Kosten, die von anderen getragen werden müssen, für die individuelle Entscheidungsfindung kaum eine Rolle. So fließen zum Beispiel Erschließungskosten aus Sicht der Ver- und Entsorger*innen kaum in die Rechnung mit ein und die Kommunen selbst vernachlässigen den Privatanteil der Straßenkosten. Befinden sich die Versorger*innen in öffentlicher Hand, können hier aber im Zweifelsfalls hohe kommunale Kosten anfallen. Viele der Kostenträger*innen sind zudem nur bedingt oder gar nicht in den Planungs- bzw. Entscheidungsprozess eingebunden. Der größte Anteil der Ver- und Entsorgungskosten wird von allen Netznutzer*innen getragen oder im Falle der sozialen Infrastruktur oder des ÖPNVs durch alle Steuerzahler*innen. Kostentransparenz hilft, fundierte Entscheidungen bei der Baulandausweisung sicherzustellen.

Kommunen können sich mittels der mittel- und langfristigen Kosteneffizienz orientieren. Ein geeignetes Werkzeug, um dies sicherzustellen, können PC-gestützte Folgekosten-Rechner zur Ermittlung von Kosten und Nutzen bzw. von Einnahmen und Ausgaben von Neubaugebieten sein. Solche Kostenrechner können der Kommunalverwaltung und anderen Anwendern die Evaluation der kurz-, mittel- und langfristigen Einnahmen und Ausgaben unterschiedlicher Bebauungsvarianten aufschlüsseln. Dabei hilft das Tool, Einnahmen und Ausgaben über alle Phasen einer Siedlungsentwicklung – von der Planung über die Erschließung, den Bau bis hin zur eigentlichen Phase der Nutzung – zu skizzieren. Diese Werkzeuge können darüber hinaus Alternativen für verschiedene Baugebiete vergleichen, unterschiedliche Bebauungsvarianten gegenüberstellen und mit verschiedenen Strategien, wie z. B. Netto-Null-Verbrauch durch Nachverdichtung, abgleichen. Ein Tool, das explizit auch für Schleswig-Holstein entwickelt wurde, ist der Excel-basierte Folgekosten Schätzer von Gertz Gutsche Rümenapp. Durch Kostenrechner ist es möglich, Strategien zur Innenentwicklung durch begründete Annahmen zu mittel und langfristigen Kostenersparnissen gegenüber der Neuausweisung auf der Grünen Wiese zu stützen.

Weitere Informationen

Informationen zu Infrastrukturfolgekosten sowie eine Arbeitshilfe des Landes Schleswig-Holstein:
Hier

Weitere Information und Download-Möglichkeiten der verfügbaren Kostenrechner finden Sie unter:
Hier
 

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